Radsport News-Teamcheck - Teil 8

MTN-Qhubeka: Frischen Wind in die Szene bringen

Von Christoph Adamietz

Foto zu dem Text "MTN-Qhubeka: Frischen Wind in die Szene bringen"
Die deutsche Fraktion bei MTN mit Andreas Stauff, Martin Reimer, Gerald Ciolek und Jens Zemke | Foto: ROTH

10.01.2013  |  (rsn) – Das MTN-Qhubeka-Team ist wohl eines der derzeit interessantesten Projekte im Radsport. Der Rennstall aus Südafrika geht erstmals mit einer ProContinental-Lizenz an den Start. Ziel ist es, die einheimischen Fahrer im Peloton zu etablieren und mit Kapitän Gerald Ciolek den einen oder anderen Sieg einzufahren. Doch es zählen nicht nur die sportlichen Erfolge, wie der Sportliche Leiter Jens Zemke gegenüber Radsport News erklärte.

„Unsere Ziele gehen in eine andere Richtung. Wir wollen eine Million Kinder in Afrika mit Qhubeka-Rädern mobilisieren, 100.000 sind schon damit unterwegs und ersparen sich somit lange Fußmärsche in die Schule“, sagte Zemke. Sportlich peilt der mit vielen neuen Fahrern ausgestattete Rennstall rund zehn UCI-Siege an. „Im letzten Jahr haben wir bereits 25 Siege gefeiert, allerdings viele bei 1.2. Rennen, die wir als ProConti-Team nicht mehr fahren können“, erklärte der Wiesbadener.

Am erfolgreichsten war im vergangenen Jahr der junge Südafrikaner Reinhardt Janse van Rensburg ein, der sich zur neuen Saison allerdings Argos-Shimano anschloss und künftig WorldTour-Rennen bestreiten wird. Die Lücke werden allerdings der Pulheimer Gerald Ciolek (von Omega Pharma-Quick Step), der 27-jährige Litauer Ignatas Konovalovas und der 28-jährige Spanier Sergio Pardilla (beide von Movistar), der ehemalige Deutsche Meister Martin Reimer (Rückkehr nach einjähriger Pause) sowie der Kölner Andreas Stauff (Eddy Merckx Indeland) schließen. Alle Neuzugänge weisen reichlich WorldTour-Erfahrung auf.

Gespannt ist Zemke zudem auf Reimer, der Ende 2011 seine Karriere bereits beendet hatte und nun sein Comeback im Peloton feiert. „Martin hatte im Vorjahr sein Rad gegen den Schreibtisch getauscht. Entsprechend wird er es sein, der 2013 den größten Sprung machen wird“, scherzte der 46-Jährige.

Der 25-jährige Reimer und der gleichaltrige Stauff sind besonders motiviert. „Für die beiden ist es eine riesige Chance, noch einmal ihr Können zu beweisen", so Zemke über die beiden Klassikerspezialisten, die danke ihren Sprintfähigkeiten dem Team die eine oder andere vordere Platzierung bescheren sollen.

Für die Siege ist allerdings vornehmlich der 26-jährige Ciolek verantwortlich. Für den U23-Weltmeister von 2006 ist es nach sechs Jahren in der ersten Liga eine Art Neustart. „Gerald Ciolek braucht niemandem etwas beweisen, er bewegt sich auf sehr hohem Niveau“, fügte Zemke aber an. Wohl auch dieser prominenten Verpflichtung hat es der Zweitdivisionär zu verdanken, dass man Wildcards für Tirreno-Adriatico und für Mailand-San Remo bekam.

„Gemeinsam mit Het Nieuwsblad sind das natürlich unsere Highlights im Frühjahr“; sagte Zemke, der sich zudem über eine Einladung zu den Vattenfall Cyclassics freuen würde. „Das wäre toll, zumal Gerald dort gerne gewinnen möchte“, erklärte der Ex-Profi.

In den Mehretappenrennen wie etwa Tirreno-Adriatico erhofft sich Zemke vor allem von Neuzugang Sergio Pardilla gute Ergebnisse. „Er ist unser stärkster Rundfahrer. Sergio hat seine Qualitäten mit einem 18. Gesamtplatz beim Giro d`Italia und Rang zwei bei der Österreich-Rundfahrt bereits mehrfach gezeigt“, urteilte der Sportliche Leiter.

Von den insgesamt 15 afrikanischen Fahrern im Team erwartet Zemke 2013 noch keine Höchstleistungen, da sie abgesehen von Jay Robert Thomson (von United Healthcare) allesamt zum ersten Mal bei größeren Rennen am Start stehen werden. „Die afrikanischen Fahrer sollen an die hochkarätigen Rennen herangeführt werden. Und mit Ciolek, Konovalovas und Pardilla haben wir Leute im Team, die ihr Wissen an sie weitergeben können. Unsere afrikanischen Fahrer werden sicherlich harte Zeiten durchleben, aber unser Team muss Geduld haben, immerhin ist unsere Truppe mit 24 Jahren Durchschnitt die Jüngste im Profipeloton“, erklärte Zemke, für den das MTN-Qhubeka-Projekt etwas ganz besonderes darstellt.

„Erst einmal möchten wir beweisen, dass wir mithalten können und unsere Mannschaft neuen Wind in die Radsportszene bläst. Noch nie ist ein Team bei solch hochkarätigen Rennen mit Schwarzafrikanern angetreten“, sagte Zemke abschließend.

Radsport News Prognose: Jens Zemke hat Recht, wenn er erklärt, dass die Fans mit seinem Team etwas Geduld aufbringen müssen. Personell zählt der Rennstall eher zu den schwächeren Zweitdivisionären. Mit Ciolek, Pardilla und Konovalovas konnte die Teamleitung jedoch drei gestandene Profis verpflichten, die dem Team sicher auch Ergebnisse bescheren werden.

In den europäischen Rennen ist aber einzig Ciolek für Siege gut, auch wenn dessen Ausbeute in den letzten Jahren deutlich nachgelassen hat. Als alleiniger Kapitän könnte der Deutsche Meister von 2005, der in den vergangenen Jahren im Schatten von Mark Cavendish, André Greipel und Tom Boonen stand, allerdings aufblühen.

Die großen Unbekannten sind sicherlich Reimer und Stauff. Beide verfügen über Potenzial, es bleibt jedoch abzuwarten, ob sie es auch abrufen können. Für die afrikanischen Fahrer lautet die Devise: So viel Erfahrung wie möglich sammeln.

MTN-Qhubeka 2013: Jacques Janse van Rensburg, Songezo Jim, Louis Meintjes, Bradley Potgieter, Jay Robet Thomson, Jaco Venter, Dennis van Niekerk, Johann van Zyl, Martin Wesemann (alle Südafrika), Gerald Ciolek, Martin Reimer, Andreas Stauff (alle Deutschland), Frequalsi Debesay, Meron Russom, Jani Tewelde (alle Eritrea), Sergio Pardilla (Spanien), Ignatas Konovalovas (Litauen), Tsgabu Gebremariam (Äthiopien), Adrien Niyonshuti (Ruanda), Youcef Reguigui (Algerien), Kristian Sbaragli (Italien)

Zugänge: Ignatas Konovalovas, Sergio Pardilla (beide Movistar), Gerald Ciolek (Omega Pharma Quickstep), Jay Robert Thomson (United Healthcare), Andreas Stauff (Eddy Merckx Indeland), Youcef Reguigui (Groupement Sportif Petrolier Algerie), Martin Reimer, Louis Meintjes, Kristian Sbaragli, Johann van Zyl (alle Amateure)

Abgänge: Reinhardt Janse van Rensburg (Argos Shimano), Tesfay Abraha, Calvin Benneke, Arran Brown, Johannes Nel (alle MTN Qhubeka World Cycling Center Africa Team)

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Mehr Informationen zu diesem Thema

21.02.2013Argos-Shimano: Die Doppelspitze soll`s richten

(rsn) - Mit den beiden deutschen Sprintern Marcel Kittel und John Degenkolb an der Spitze geht das niederländische Team Argos-Shimano in seine erste WorldTour-Saison. Viel ändern wird sich bei der M

27.01.2013Blanco: Teamgeist als Erfolgsrezept

(rsn) – Neuer Name, alte Ziele: Nach dem Rückzug des langjährigen Hauptsponsors Rabobank tritt der niederländische WorldTour-Rennstall in diesem Jahr unter dem Namen Team Blanco an und hofft, im

24.01.2013Caja Rural: Sichert ein WorldTour-Trio das Vuelta-Ticket?

(rsn) – Das Andalucia-Team ist von der Bildfläche verschwunden, doch Caja Rural, der nunmehr einzige spanische Zweitdivisionär, hat für die Saison 2013 mächtig aufgestockt. „Wir hatten ein gut

23.01.2013Novo Nordisk: Eine Chance für Diabetiker

(rsn) – Der Zweitdivisionär Novo Nordisk (ehemals Team Type 1) geht nicht nur mit rein sportlichen Zielen in die Saison 2013. „Wir wollen den Leuten mit Diabetes Mut machen und zeigen, dass man t

22.01.2013Vini Fantini: Ein großer Klassikersieg soll her

(rsn) – Zwölf neue Fahrer wurden geholt, zehn haben das Team verlassen. Da auch die Kapitäne ausgetauscht wurden, bedeutet das Jahr 2013 für Vini Fantini den großen Umbruch. Es soll aber auch da

21.01.2013Colombia: Kletter-Show beim Giro?

(rsn) – Mit dem Ziel, die heimischen Fahrer wieder an die Spitze des Radsports zu bringen, geht das vom kolumbianischen Sportministerium Coldeportes finanzierte Team Colombia in seine zweite Saison

19.01.2013Champion System: Führungsqualitäten dazu gewonnen

(rsn) – Auch in seiner zweiten Saison als Zweitdivisionär ist der in China lizenzierte Champion System-Rennstall eine Multi-Kulti-Truppe. Die 21 Fahrer stammen aus 14 verschiedenen Nationen und von

18.01.2013Euskaltel: Den Geist vergangener Tage bewahrt

(rsn) – Das Team Euskaltel-Euskadi geht 2013 neue Wege und hat erstmals nicht nur baskische Fahrer im Aufgebot. Dies geschah aus einem einfachen Grund: Mit den Weltranglistenpunkten der Neuzugänge

17.01.2013Lotto-Belisol: Gelingt Greipel ein Klassikersieg?

(rsn) – In bewährter Besetzung startet das Team Lotto-Belisol in die neue Saison. Warum das belgische World-Tour-Team um André Greipel und Jurgen Van den Broeck nur einen neuen Fahrer neu verpflic

16.01.2013BMC: Auch ohne Ballan bärenstark

(rsn) – Die vergangenen Saison war für das BMC Racing Team von Höhen und Tiefen geprägt. Das soll sich 2013 ändern, auch wenn der US-Rennstall mit dem schweren Trainingssturz des Italieners Ales

15.01.2013Bardiani CSF Inox: Der Giro erfüllt Träume

(rsn) – Noch vor dem ersten Rennen des Jahres hat das Team Bardiani Valvolve - CSF Inox eines seiner Saisonziele erreicht. Der italienische Zweitdivisionär erhielt vor wenigen Tagen eine Wildcard f

14.01.2013IAM: Selbstbewusst in die erste Saison

(rsn) – Das Schweizer IAM-Team ist der Newcomer der Saison 2013. Der Rennstall aus der Westschweiz ist gleich in seinem ersten Jahr mit einer Professional Continental-Lizenz ausgestattet und zu eine

Weitere Radsportnachrichten

05.05.2024Vollering nutzt Rückenwind-Passage zum Vuelta-Triumph

(rsn) – Mit einem weiteren überragenden Auftritt hat Demi Vollering (SD Worx – Protime) die 10. Vuelta Femenina (2.UWT) souverän für sich entschieden. Die 27-jährige Niederländerin schüttelt

05.05.2024Pogacar: ”Die Post wird abgehen”

(rsn) – Der Auftakt zum 107. Giro d’Italia ist atypisch. Einen Tag nach der schweren 1. Etappe, auf der bereits einige Favoriten Federn gelassen haben, steht bereits die erste Bergankunft auf dem

05.05.2024Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 2. Etappe

(rsn) - 176 Profis aus 22 Teams sind am 4. Mai zum 107. Giro d’Italia (2.UWT) angetreten, darunter auch zwölf Deutsche, vier Österreicher, zwei Schweizer und ein Luxemburger. Hier listen wir a

05.05.2024Narvaez sorgt für die nächsten rosa Träume in Ecuador

(rsn) – Fünf Jahre ist es her, dass Richard Carapaz das Radsportland Ecuador mit seinem sensationellen Gesamtsieg beim Giro d´Italia in Rosa gehüllt hat. Nun feiern die Nachbarn der Kolumbianer i

05.05.2024Erste Bergankunft im Zeichen von Pantani

(rsn / ProCycling) – Wie bereits der gestrige Auftakt ist auch diese 2. Etappe verhältnismäßig kurz. Im Gegensatz zu den Vorjahren entschied sich der Veranstalter RCS in der ersten Hälfte der Ru

05.05.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morg

04.05.2024Zocker Schachmann eröffnet den Giro mit Bravour

(rsn) - Im Ziel in Turin war Maximilian Schachmann (Bora – hansgrohe) von den Emotionen überwältigt. Natürlich war er sauer, dass er zum Auftakt des Giro d’Italia so knapp am Rosa Trikot vorbei

04.05.2024Arensman und Bardet müssen schon sehr früh Federn lassen

(rsn) – Riesig waren die Abstände unter den besten Kletterern des Giro d´Italia auf der 1. Etappe rund um Turin nicht. Und doch dürfte das Thema ´Podium in Rom´ für vier Protagonisten nach den

04.05.2024Pogacar verpasst Rosa, setzt aber eine erste Duftmarke

(rsn) – Tadej Pogacar hat mit seinem UAE Team Emirates alles getan, um schon am ersten Tag des 107. Giro d´Italia das Maglia Rosa zu übernehmen. Die Männer in Weiß arbeiteten auf den 140 Kilomet

04.05.2024Highlight-Video der 1. Etappe des Giro d´Italia

(rsn) – Jhonatan Narvaez (Ineos Grenadiers) hat mit seinem Sieg zum Auftakt des 107. Giro d’Italia das erste Rosa Trikot erobert. Der 27-jährige Ecuadorianer setzte auf der 1. Etappe über 140 Ki

04.05.2024Gasparotto: “Max hat das heute clever gemacht“

(rsn) – Viel fehlte nicht und Maximilian Schachmann (Bora – hansgrohe) hätte zum Auftakt des 107. Giro d’Italia für eine dicke Überraschung gesorgt. Der 30-jährige Deutsche musste sich auf d

04.05.2024Highlight-Video der 7. Etappe der Vuelta Femenina

(rsn) – Marianne Vos (Jumbo – Visma) hat bei der 10. Vuelta Femenina ein weiteres Mal ihren Ruf als stärkste Sprinterin untermauert. Die 36-jährige Niederländerin entschied die 7. Etappe über

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)