Dritter Sieg in sechs Tagen für die Schwedin

Johansson jubelt erneut, kann Niewiadoma aber nicht knacken

Von Felix Mattis

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Emma Johansson (Orica-AIS) gewinnt den Sprint um die Etappe, aber Katarzyna Niewiadoma (Rabobank-Liv) die Rundfahrt. | Foto: Cor Vos

14.06.2015  |  (rsn) - Grund zum Jubeln hatten beim Ãœberqueren der Ziellinie am Schlusstag der Rundfahrt Euskal Emakumeen Bira (Kat. 2.1) im Baskenland sowohl die Siegerin, als auch die knapp unterlegene Tageszweite. Und beim Betrachten der ersten Fotos aus Markina hätte man am Ende der 86,8 Kilometer langen 4. Etappe sogar die Falsche für die Siegerin halten können, denn Katarzyna Niewiadoma (Rabobank-Liv) feierte ausgelassener als die Tagesschnellste Emma Johansson (Orica-AIS).

Doch während zwei Tage zuvor Annemiek Van Vleuten (Bigla) als Zweite neben Johansson gejubelt hatte, weil sie dachte, sie hätte gewonnen, war der Polin Niewiadoma ihre Sprintniederlage durchaus bewusst. Trotzdem: Sie freute sich, dass sie bis zum Ziel den Kontakt gehalten und somit ihre hauchdünne Führung im Gesamtklassement verteidigt hatte.

"Für mich ist ein Traum wahr geworden", sagte die 20-Jährige angesichts ihres Gesamtsiegs bei der wichtigsten Vorbereitungsrundfahrt auf den Giro Rosa im Juli. "Im Sprint dachte ich für einen Moment, dass ich auch die Etappe gewinnen könnte, aber Emma war zu schnell."

Für Johansson bedeutete der Erfolg in Markina den dritten Sieg innerhalb von sechs Tagen und schließlich den dritten Gesamtrang mit zwei Sekunden Rückstand auf Niewiadoma. "Das ist nach diesem schweren Frühjahr wirklich schön", sagte die Schwedin, die Ende März durch einen Schlüsselbeinbruch gestoppt wurde und bis Dienstag ohne Saisonsieg war.

In dieser Woche lief es jedoch wieder richtig gut für die ehemalige Weltranglistenerste, und so versuchte sie auch auf der letzten Etappe noch einmal alles, um die Frau im Gelben Trikot abzuhängen. "Ich wusste, dass ich eine Lücke reißen musste, um die Gesamtwertung zu gewinnen. Aber Niewiadoma hat die ganze Woche an meinem Hinterrad geklebt."

Noch bessere Chancen auf Gelb als Johansson hatte vor der Schlussetappe Ashleigh Moolman-Pasio (Bigla). Die Südafrikanerin war zeitgleich mit Niewiadoma und lag nur wegen der schlechteren Etappenresultate auf Rang zwei. Sie konnte die Polin auf dem Weg nach Markina aber ebenfalls nicht abschütteln und war auf der Zielgeraden auch nicht mehr stark genug, am Hinterrad von Johansson und Niewiadoma zu bleiben. Moolman-Pasio wurde mit einer Sekunde Rückstand Tagesvierte und mit dem selben Rückstand schließlich Gesamtzweite.

Den Scharfrichter auf der letzten Etappe der fünftägigen Rundfahrt sollte der letzte Berg des Rennens spielen, ein 4,4 Kilometer langer Anstieg mit bis zu acht Steigungsprozenten. Auf dem Weg dorthin hatte zunächst Lucinda Brand (Rabobank-Liv) ein Solo gestartet und später auch Van Vleuten ihr Glück in der Flucht gesucht. Beide aber wurden, genau wie eine sechsköpfige Gruppe um die Schweizerin Doris Schweizer (Bigla), wieder vor dem letzten Berg eingeholt.

Dort waren es dann nicht Johansson und Moolman-Pasio, die attackierten, sondern getreu dem Motto 'Angriff ist die beste Verteidigung' Niewiadoma selbst. Die Polin beschleunigte zwei Mal, und nur ihre schärfsten Kontrahentinnen konnten folgen, so dass eine sechsköpfige Spitzengruppe entstand, der auch Megan Guarnier und Evelyn Stevens (Boels-Dolmans) sowie Niewiadomas Teamkollegin Anna Van der Breggen angehörten, wobei Stevens nicht bis zum Gipfel den Anschluss halten konnte.

"Ich wusste, dass es Emma nochmal versuchen würde, aber Anna war stark und ich konnte immer rechtzeitig reagieren", unterstrich Niewiadoma die Bedeutung ihrer Teamkollegin, die beim Giro im Juli möglicherweise ihrerseits die Kapitänsrolle übernehmen könnte. Vom Gipfel des Lekoitz-Gane-Anstiegs bis ins Ziel waren es noch sechs Kilometer, doch Niewiadoma ließ sich auch in der Abfahrt oder auf den flachen zwei Schlusskilometern nicht mehr abschütteln, und so reckte sie auf dem Zielstrich die Faust zum Sieg - nicht dem Tages-, aber dem Gesamtsieg.

Die 20-Jährige wird nun zu den Europaspielen nach Baku reisen und anschließend bei den polnischen Meisterschaften starten, bevor im Juli der Saisonhöhepunkt ansteht: Der Giro Rosa, die Italien-Rundfahrt der Frauen. "Ich freue mich darauf. Die Form ist natürlich schon sehr gut und es wird eine Herausforderung, sie jetzt für einen Monat zu halten", wird sie in einer Pressemitteilung ihres Teams zitiert. Im vergangenen Jahr belegte sie bereits den elften Rang beim Giro und war damit nur die Fünftstärkste ihres Teams. Nach dem Abgang von Annemiek Van Vleuten und den jüngsten Verletzungen von Marianne Vos sowie Pauline Ferrand-Prevot könnte ihre Rolle diesmal wichtiger werden.

Etappenergebnis:
1. Emma Johansson (Orica-AIS)
2. Katarzyna Niewiadoma (Rabobank-Liv) + 0:00
3. Megan Guarnier (Boels-Dolmans) + 0:01
4. Ashleigh Moolman-Pasio (Bigla) + 0:01
5. Anna Van der Breggen (Rabobank-Liv) + 0:04
6. Evelyn Stevens (Boels-Dolmans) + 0:30
7. Annemiek Van Vleuten (Bigla) + 0:32
8. Amanda Spratt (Orica-AIS) + 0:32
9. Elena Cecchini (Lotto-Soudal) + 0:32
10. Severine Eraud (Poitou-Charentes Futuroscope) + 0:32

Endstand:
1. Katarzyna Niewiadoma (Rabobank-Liv)
2. Ashleigh Moolman-Pasio (Bigla) + 0:01
3. Emma Johansson (Orica-AIS) + 0:02
4. Megan Guarnier (Boels-Dolmans) + 0:08
5. Katrin Garfoot (Orica-AIS) + 0:40
6. Tetyana Riabchenko (Inpa Sottoli Giusfredi) + 1:31
7. Annemiek Van Vleuten (Bigla) + 1:44
8. Anna Van der Breggen (Rabobank-Liv) + 1:59
9. Amanda Spratt (Orica-AIS) + 2:09
10. Evelyn Stevens (Boels-Dolmans) + 2:11

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