Vorschau 28. Thüringen-Rundfahrt

Nicht nur die Königsetappe hat es in sich

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Lisa Brennauer deutet es mit ihrer Geste an: Der Sieg bei der Women´s Tour war eine Sache des Teamworks von Velocio-SRAM. | Foto: Felix Mattis

17.07.2015  |  (rsn) - 17 Teams, 102 Fahrerinnen, sechs Voll- und zwei Halbetappen, davon ein EZF, insgesamt ziemlich genau 680 Kilometer – das sind die Eckdaten der heute beginnenden 28. Internationalen Thüringen-Rundfahrt der Frauen (17. - 23. Juli/ 2.1).

Eine der bedeutendsten Rundfahrten des Frauenkalenders findet erstmals von Freitag bis Donnerstag statt, um im immer enger werdenden UCI-Kalender im Monat Juli eine gewisse Balance zwischen Giro Rosa in Italien, Thüringen-Rundfahrt und la Course par le Tour de France am Schlusstag der Herren-Tour in Paris zu finden. Für die Zuschauer wird in allen Etappenorten einiges geboten, und alle Etappen enden auf einer Schlussrunde von ca. 7 bis 20 Kilometern Länge, so dass das Feld mindestens zweimal über den Zielstrich kommt.

Zu den Top-Favoritinnen gehört die Schwedin Emma Johansson (Orica-AIS), Siegerin von 2011 und 2013, Gleich zwei Fahrerinnen, die für den Gesamtsieg in Frage kommen, stellt das Team Velocio-SRAM: Die Zeitfahrweltmeisterin Lisa Brennauer wurde in den beiden vergangenen Jahren jeweils Gesamtdritte und gewann 2014 zudem noch zwei Etappen in Thüringen. Sowohl in England bei der Aviva Women Tour als auch in den Niederlanden bei der Energiewacht Tour gelangen ihr dieses Jahr bereits Rundfahrtsiege. Daneben muss man auch Brennauers Teamkollegin, die neue Deutsche Meisterin Trixi Worrack, auf der Rechnung haben. Die 33-Jährige gewann in dieser Saison die Kalifornien-Rundfahrt.

Die Niederländerin Annemiek Van Vleuten (Bigla) weiß ein starkes Team hinter sich. Vielleicht kann sich auch Amy Pieters, eigentlich Liv-Plantur, in Thüringen mit der niederländischen Nationalmannschaft am Start, in Szene setzen. Auf dem Papier am stärksten besetzt sind die Teams Velocio-SRAM, Orica-AIS und Bigla.

Auf den 67 Kilometern Rund um Gotha können die Fahrerinnen heute Abend selbst entscheiden, ob sie auf einer relativ flachen und kurzen Etappe eher einrollen wollen oder die Sache von Anfang an hart wird. Malerisch wird jedenfalls die Eröffnung, mit einer neutralisierten Passage des Schlosshofes des barocken Kleinods Schloss Friedenstein, Europas größter Anlage ihrer Art. Gerechnet wird mit einer Sprintankunft auf einem technisch anspruchsvollen letzten Kopfsteinpflaster-Kilometer.

Am Samstag wird bei Rund um Erfurt (103 km) mit einiger Sicherheit noch keine Vorentscheidung im Kampf um den Gesamtsieg fallen. Aber das hügelige Gelände im Südosten von Thüringens Landeshauptstadt sollte nicht unterschätzt werden. Eine Etappe für Ausreißer, die aber viel vor sich haben werden. Denn kurz vor Schluss steht die bis zu 14 Prozent steile Arnstädter Hohle auf dem Programm, ein Anstieg, wo man angreifen und den Vorsprung ins Ziel retten kann. Ob das auch Klassementfahrerinnen probieren werden, wird sich zeigen.

Bei Rund um Schmölln am Vormittag und Rund um Meerane am Sonntagnachmittag geht es dann erstmals so richtig zur Sache: Das 19 Kilometer lange Einzelzeitfahren in Schmölln weist vielen kleinen Stichen und eine technisch höchst anspruchsvolle Zielanfahrt auf: schnell bergab, dann eckig und sofort ein wenig bergauf. Wenige Stunden später geht es dann auf vier gleich langen Runden insgesamt 78 Kilometer Rund um Meerane. Im Westen Sachsens ist die Rundfahrt schon seit Jahren ebenfalls zu Hause, aber Meerane ist erstmals Etappenstadt. Alle vier Runden werden mit der Steilen Wand - 250 Meter Kopfsteinpflaster bei durchschnittlich zwölf Prozent so dass die Etappe auch mit einer Bergankunft endet. Auch der Rest der Etappe ist relativ „buckelig“, so dass man auf ihr die Rundfahrt noch nicht gewinnen, aber wohl verlieren kann, falls man an der Steilen Wand abreißen lassen muss und nicht mehr sofort die Lücken schließen kann.

Bei Rund um das Zeulenrodaer Meer am Montag gilt es, den gefürchteten Dörtendorfer Berg mit seinem Maximum von 18 Prozent - nur wenig vor dem Gipfel – gleich dreimal zu erklimmen. An diesem Tag beginnt das, was der Thüringen-Rundfahrt den Spitznamen „Achterbahn" eingetragen hat: stets hügeliges Gelände, wenig ebene Abschnitte, die zum Ausruhen einladen. Auch wenn die Etappe allein wohl nichts entscheiden wird, so muss ab jetzt stets mit vorentscheidenden Attacken auch auf das Gesamtklassement gerechnet werden.

Bei Rund um Gera am Dienstag sind 119 Kilometer im Vergleich zu dem, was noch kommt, flach. Flach ist aber relativ. Die Etappe führt einmal mehr über hügeliges Gelände, bietet sich vielleicht aber weniger für Angriffe auf die Gesamtwertung an. Wenn die Klassementfahrerinnen sich für Absicherung statt Angriff entscheiden, dann könnten Ausreißerinnen durchkommen. Unterschätzen darf man aber auch diese Etappen keineswegs, zumal die Zielanfahrt den Fahrerinnen technisch einiges abverlangt.

Rund um Schleiz am vorletzten Tag der Rundfahrt absolviert das Feld die Königsetappe: 129 Kilometer durch das Saaletal und das Thüringer Schiefergebirge mit so gut wie keinen Flachpassagen. In diesem Jahr liegt die traditionell schwere Schleizer Etappe nicht gegen Anfang, sondern fast am Ende der Rundfahrt. Schon das macht sie noch einmal schwerer. Nach der Etappe sind vor allem die Gesamt- und die Bergwertung - vielleicht komplett neu - sortiert.

Den Abschluss der Thüringen-Rundfahrt markiert am Donnerstag Rund um Greiz. Mit einer weiteren Überquerung des Dörtendorfer Bergs und einmal mehr gefühlten Millionen kurzen, steilen Stichen kann die Etappe aber für Verschiebungen sogar im Gesamtklassement sorgen, auch wenn keine ganz extremen zu erwarten sind. Wie gemacht für Ausreißer, bietet die Etappe mit einer technisch schwierigen Bergab-Zielanfahrt mit einer 180°- und zwei 90°-Kurven auf den letzten drei Kilometern sogar noch einmal die Möglichkeit eines Kurz-vor-Ziel-Angriffs, der entscheidende Sekunden plus Bonifikationen bringen kann.

Die Teilnehmerinnen kämpfen um sechs Wertungstrikots, so wie in den Vorjahren auch: das Trikot der Gesamtführenden, das der Führenden in der Sprintpunktewertung, das Schwarz-Gelbe Trikot für die Bergwertungsführende, das Violette Trikot der Führenden in der U 23-Wertung, das Weiße Trikot für die Aktivste der Etappe und schließlich das Blaue für die beste Deutsche der Etappe.

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