Frösis Sprint-Kolumne

Greipels und Kittels Beine waren noch nicht offen

Von Robert Förster

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Robert Förster | Foto: Cor Vos

02.07.2016  |  (rsn) – Ich muss gestehen, dass ich vor der Etappe nicht auf Mark Cavendish getippt hätte. Er hat zuletzt nicht so viele Rennen gewonnen, als dass man ihn unbedingt auf der Rechnung haben musste. Aber er war zur richtigen Zeit am richtigen Ort und hatte zum Schluss auch die schnellsten Beine. Für Marcel Kittel und André Greipel lag das Problem zwischen dreieinhalb und vier Kilometer vor dem Ziel, wo sich sowohl Etixx-Quick-Step als auch Lotto Soudal verloren haben.

Letztlich war es dann ein untypischer Sprint, weil sich kein Zug formieren konnte, bzw. die Favoriten-Teams wie eben Quick-Step und Lotto meiner Meinung nach zu früh schnell gefahren sind. Auf den letzten zwei Kilometern war, ich will jetzt nicht sagen, die Luft raus, aber sie waren dann nicht mehr frisch genug, um wieder zusammenzukommen.

Dadurch konnten Kittel und Greipel nicht perfekt in Position gefahren werden – und zudem gab es noch Stress wegen des Sturzes 800 Meter vor dem Ziel. Cavendish war gut positioniert und am Ende eben der Schnellste. Das muss man neidlos anerkennen. Heute war keine richtige "Ruhe“ im Sprint, was für die Zuschauer natürlich interessant ist, aber für den Fahrer einfach der Horror.

Für die großen Sprinter ist es optimal, wenn sie bis kurz vor der Linie nichts machen müssen, weil sich die Anfahrer da einklinken. Aber das war heute nicht so. Um einen Sprint für Kittel oder Greipel von vorne anzufahren, braucht es bei 1000 Meter noch drei bis vier Mann vor dem Kapitän. Wenn der aber nur einen vor sich hat, weiß er, dass er es eigentlich gar nicht probieren braucht.

Allerdings ist der erste Tag einer Tour de France auch immer ganz speziell – das kann ich aus meiner Erfahrung bestätigen. Der Druck ist da, man weiß nicht wirklich, wo man steht, und bei Greipel und Kittel hat man heute gesehen, dass die Beine der beiden noch nicht "offen“ waren. Normalerweise sehen die Sprints der beiden wesentlich flüssiger aus.

André hat sich relativ früh wieder gesetzt, weil er gemerkt hat, dass er den Vortrieb nicht hat. Und auch bei Marcel war in den Sprints dieser Saison immer mehr Druck dahinter. In dem Moment, als Cavendish vorbeigefahren ist, hat er gemerkt, dass er da nicht mithalten kann. Ich denke auch, dass da diese psychologische Schallmauer war, denn zusammen mit Greipel war er ja heute der Top-Favorit.

Die beiden haben sich gegenseitig beäugt, in der Presse sind sie als Favoriten gehandelt worden, und das erzeugt eben Druck. Cavendish dagegen hatte Ruhe, der hat sich gesagt, "Lass die das machen, ich häng‘ mich irgendwo rein, versuch vorne mitzufahren und am Ende vorbeizukommen“. Und das hat er wirklich clever gemacht.

Quick-Step und Lotto werden den Sprint sicher noch mal analysieren und schauen, wo der Fehler war, wo sie sich verloren haben. So was darf eigentlich nicht passieren. Aber ich glaube, dass sich das in den nächsten Tagen noch ändert und dass wir noch ein paar deutsche Siege sehen. Aktuell kann ich gar nicht sagen, wer schneller ist, ob Greipel oder Kittel – heute wirkten sie in etwa gleich schnell. Und ob Cavendish sich auf gleichem Niveau mit den beiden bewegt, werden wir nach den nächsten Flachetappen sehen. Dann können wir auch eine realistische Leistungseinschätzung vornehmen.

Euer Frösi

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