Vorgestellt: die 18 WorldTour-Mannschaften

Team Sunweb: Mit Dumoulin diesmal ganz nach oben?

Von Daniel Brickwedde

Foto zu dem Text "Team Sunweb: Mit Dumoulin diesmal ganz nach oben?"
Team Sunweb 2019 | Foto: Cor Vos

24.01.2019  |  (rsn) - Auch in diesem Jahr stellen wir zu Saisonbeginn alle 18 WorldTour-Teams vor und analysieren die vergangene Saison, die Transferpolitik sowie die Stärken und Schwächen der Aufgebote.

Teil 11: Team Sunweb

Rückblick 2018: Nah dran, aber nie ganz oben – so lässt sich die Saison von Sunweb und Tom Dumoulin zusammenfassen. Der Niederländer beendete sowohl den Giro d’Italia als auch die Tour de France als Gesamtzweiter und musste sich auch im Einzelzeitfahren der Weltmeisterschaft in Innsbruck mit Silber begnügen. Dennoch fiel das Fazit insgesamt positiv aus: Dumoulin zementierte seinen Status als einer der besten und komplettesten Rundfahrer dieser Generation. Die Gesamtausbeute von nur elf Saisonsiegen wirkt zunächst dürftig, überzeugt aber qualitativ.

Dumoulin gewann je ein Zeitfahren beim Giro und der Tour, Michael Matthews kam aufgrund von Verletzungen und Erkrankungen erst spät in Schwung, feierte dann aber Siege bei den WorldTour-Rennen von Québec und Montreal. Signifikante Fortschritte erzielten die Nachwuchsfahrer: Sören Kragh Andersen gewann eine Etappe bei der Tour de Suisse und den Herbstklassiker Paris-Tours, Sam Oomen beendete den Giro d’Italia als Neunter. Nur die Auftritte bei den Pavé- und Ardennen-Klassikern ließen zu wünschen übrig, Platz zwei von Mike Teunissen beim Dwars Door Vlaanderen und Platz fünf von Matthews beim Fléche Wallonne waren die einzigen Top-Ten-Platzierungen. Bei der Vuelta a Espana blieb Wilco Kelderman mit Platz zehn etwas hinter den Erwartungen zurück.

Die wichtigsten Zu- und Abgänge: Mit Nicolas Roche (BMC) verpflichtete Sunweb einen erfahrenen wie starken Support für das Hochgebirge, Jan Bakelants (Ag2r) weist Helferqualitäten auf ganz unterschiedlichem Terrain auf, Robert Power (Mitchelton-Scott) gilt als Talent für anspruchsvolle Eintagesrennen und mit guter Perspektive für Etappenrennen. Darüber hinaus blieb der in Deutschland lizensierte Rennstall seiner Linie als Nachwuchsförderer treu, holte mit dem Deutschen U23-Meister Max Kanter, Joris Nieuwenhuis sowie dem Schweizer U23-Weltmeister Marc Hirschi drei interessante Fahrer aus dem eigenen Development Team. Ebenfalls als Neo-Profis gehen Asbjörn Kragh Andersen, der ältere Bruder von Sören, und Cees Bol in die Saison, Casper Pedersen kam von Aqua Blue Sport.

Allerdings muss Sunweb auch einige Abgänge verschmerzen. Laurens ten Dam und Simon Geschke (beide CCC) gehörten in den vergangenen Jahren zum Stammpersonal in den Grand-Tour-Aufgeboten, Sprinttalent Phil Bauhaus hofft hingegen auf mehr Freiheiten bei Bahrain - Merida. Für die Ambitionen bei den Klassikern bedeuten die Abgänge von Mike Teunissen (Jumbo - Visma) und Edward Theuns (Trek - Segafredo) eine Schwächung – letzter kam mit der Arbeitsweise des Teams nicht zurecht. Auch Lennard Hofstede schloss sich Jumbo - Visma an. Für 2019 ist Sunweb zudem von Giant auf Räder Marke Cervélo umgestiegen.

Im Fokus: Paris-Tours war 2018 in zweierlei Hinsicht ein Hingucker. Zum einen bot der Traditionsklassiker erstmals mehrere Passagen über Feldwege, andererseits feierte mit Sören Kragh Andersen ein vielgepriesenes Klassikertalent dort seinen ersten Sieg in einem bedeutenden Eintagesrennen. 2017 hatte Andersen an gleicher Stelle im Sprint gegen Matteo Trentin noch den Kürzeren gezogen, ein Jahr später sorgte er auf anspruchsvollerer Stecke als Solist für klare Verhältnisse. Der 24-Jährige ist vielseitig, vereint gute Resultate bei Sprints und im Zeitfahren in seiner Vita und bringt das komplette Paket eines guten Pavé-Spezialisten mit. Doch bei all seinem Talent, eine Top-Ten-Platzierung bei einem der belgischen Frühjahrsklassiker fehlt dem Dänen noch. Durch die Abgänge von Theuns und Teunissen steigt Andersen 2019 neben Matthews zu Sunwebs zweitem Top-Mann für die Klassiker auf – möglicherweise folgt damit auch sein Durchbruch auf dem Pavé.

Aufgepasst auf … Marc Hirschi. Bereits im vergangenen September hatten die Teamverantwortlichen genug gesehen: U23-Europameister, Platz zwei bei der renommierten Nachwuchsrundfahrt Tour Alsace und Rang vier bei der mit Profis besetzten Tour de l’Ain – der Schweizer hatte sich im Development-Team nachhaltig für einen Profikontrakt empfohlen. Sunweb stattete das große Talent daraufhin gleich mit einem Dreijahresvertrag aus. Wie zur Bestätigung wurde Hirschi im Herbst in Innsbruck mit beachtlicher taktischer Cleverness auch noch U23-Weltmeister. Im Nachwuchsbereich profilierte sich der 20-Jährige als Alleskönner, zeigte sich stark in den Bergen, gut im Zeitfahren und passabel im Sprint aus kleinen Gruppen. In seiner ersten Profisaison geht es für Hirschi in erster Linie darum, Erfahrungen zu sammeln, Achtungserfolge sind aber dabei sicherlich nicht ausgeschlossen.

Ausblick 2019: Die Ziele konzentrieren sich in erster Linie auf Dumoulin. Der 28-Jährige aus Maastricht peilt als Saisonhöhepunkt den Giro d’Italia an – der Start im Anschluss bei der Tour de France ist Bonus, ein Ergebnis dort ist abhängig von seiner Verfassung Dumoulin nach dem Giro. Der Kurs der Italien-Rundfahrt mit drei Zeitfahrprüfungen kommt ihm entgegen, außerdem verfügt Dumoulin mittlerweile über eine beeindruckende Zähigkeit in den Bergen und bemerkenswerte Konstanz über drei Wochen. Ein zweiter Gesamtsieg nach 2017 liegt absolut in Reichweite. Sunweb hat dafür in den vergangenen Jahren erfolgreich in seine Helferriege investiert, Roche, Bakelants und Power bedeuten in der Hinsicht noch einmal eine deutliche Verstärkung, eine Schlüsselrolle kommt außerdem Kelderman zu.

Der Niederländer ist als wichtigster Unterstützer für Dumoulin bei Giro und Tour eingeplant, Talent Oomen stößt für die Frankreich-Rundfahrt dazu – die deutsche Equipe richtet alles auf Dumoulin aus. Daneben hofft die Teamleitung nach einer verletzungsgeplagten Vorsaison auf ein besseres Jahr von Matthews. Der Australier dürfte die Tour de France mit Blick auf Etappensiege und das Grüne Trikot bestreiten, außerdem kommt er bei Etappenrennen im Frühjahr für den einen oder anderen Tagessieg in Frage.

Gute Aussichten dürfte Matthews auch beim Fléche Wallonne und dem Amstel Gold Race besitzen, möglich scheinen auch Titelverteidigungen bei den beiden kanadischen Rennen. Die Klassiker in Belgien hängen dagegen fast ausschließlich von Andersen ab, hier hat Sunweb insgesamt durch die Abgänge an Schlagkraft verloren. Vielleicht kann aber auch Matthews den personellen Aderlass wettmachen, der 28-Jährige wird erstmals in seiner Karriere den Schwerpunkt auch auf das Kopfsteinpflaster legen.

Auf den entscheidenden Entwicklungsschritt wird die Teamleitung bei Sprinter Max Walscheid hoffen, der oft nahe dran war, dem bedeutende Siege in seiner Karriere aber noch fehlen. Auch die Entwicklung von Lennard Kämna ist zu beobachten. Interessant ist zudem das Profidebüt von Max Kanter, der nach etlichen guten Resultaten im Nachwuchsbereich die Stelle von Bauhaus besetzt und sicherlich die eine oder andere Bewährungschance erhält.

Eckdaten:
Land: Deutschland
Hauptsponsor: Sunweb
Branche: Reiseanbieter
Teamchef: Iwan Spekenbrink
Radausrüster: Cervélo
WorldTour-Ranking 2018: 7
Fahrer im Aufgebot: 25

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