Tour du Maroc-Tagebuch von Embrace the World

Nach der Fehlleitung ein äußerst chaotisches Finale

Von Hermann Keller

Foto zu dem Text "Nach der Fehlleitung ein äußerst chaotisches Finale"
Das Team Embrace the World | Foto: Nils Laengner / ETW Cycling

07.04.2019  |  (rsn) - Zum zweiten Mal grüße ich von der Tour du Maroc. Leider kann ich auch heute keine sonnigen Grüße übersenden, da auch die 2. Etappe im Regen stattfand. Um dem vor dem Start zu entgehen, suchten wir uns ein nettes Café. Großen Wert legten wir allerdings darauf, den Startbereich im Auge zu behalten, während wir einen vorzüglichen Minzetee tranken. So wurde keiner überrascht, als der Start diesmal wirklich neutralisiert durchgeführt wurde.

Die Neutralisation wurde nach elf Kilometern aufgehoben und sofort ging die Post ab. Durch den sehr starken Seitenwind, gepaart mit starkem Regen und auch Hagel, war das Rennen sehr unruhig und hektisch. Dieser Hektik fiel dann auch Basti zum Opfer. Glücklicherweise konnte ich noch knapp ausweichen und auch Basti geht es gut. Allerdings war der sonst so gesprächige Hamburger sehr schweigsam beim Abendessen, weswegen wir ihn auch weiter im Auge behalten werden.

30 Kilometer vor dem Ziel war nochmals ein Anstieg von rund vier Kilometern zu bewältigen. Der Plan war, mich möglichst gut über den Berg zu bringen, um dann im hoffentlich folgenden Sprint vorne mit dabei zu sein. Der wiederauferstandene Basti brachte mich auch wirklich hervorragend in Position, so dass ich mit einer Gruppe von etwa 25 Mann über die Kuppe fuhr. Auch Heiko und unser neuseeländischer Matias konnten sich in der Gruppe platzieren, was für uns erstmal sehr gut aussah. In der Abfahrt ließ ich es als "Schwergewicht" ordentlich laufen. Gebracht hat es zwar nichts, aber spaßig war’s.

Die Organisation des Rennens lief bis zu diesem Punkt erstaunlich geschmeidig, was vermutlich auch die Veranstalter bemerkten und unsere Gruppe deshalb falsch leiteten. Neutralisiert wurde nicht, der neutrale Start hatte wohl schon das gesamte Neutralitätsbudget aufgebraucht. Daher fanden wir uns auf einmal hinter bereits abgehangenen Gruppen, die wir dann wieder auffuhren.

Allerdings attackierten zuvor bereits diverse Fahrer, weshalb dennoch Gruppen vor uns waren. Alles in allem sehr chaotisch, aber immerhin waren dann auch der eidgenössische Matthias und Basti wieder zurück in unserer Gruppe. Man könnte meinen alle Teammitglieder wieder zusammen, das entsprach aber nicht dem Sinn unseres Neuseeländers. Der versuchte, die allgemeine Verwirrung zu nutzen und attackierte, jedoch brachte es leider nichts Zählbares ein, da die gesamte Situation sehr unübersichtlich war.

Die Jury beschloss daher, dass der Fahrer, der zum Zeitpunkt der "Umleitung“ das Rennen mit knapp einminütigem Vorsprung angeführt hat, der Sieger der Etappe ist. Zum einen zwar schade, da ich denke wir hätten ihn noch eingeholt, auf der anderen Seite aber auch verdient, da er doch sehr lange auf der Flucht war. Wir wussten nicht genau um welchen Platz wir den sprinten würden, dennoch gab es einen Sprint. Diesen konnte ich gewinnen, was dann schlussendlich zu einem 2. Etappenplatz geführt hat.

Zusammenfassend kann man nur sagen, es war ein äußerst chaotisches Finale, wir können mit dem Ergebnis allerdings glücklich sein. Morgen geht’s zur ersten Bergetappe, bei der ich mit sehr großer Wahrscheinlichkeit nicht um den Sieg mitfahren werde. Heiko scheint allerdings gut in Form zu sein und auch Matias hat vom anderen Ende der Welt seine Bergbeine mitgebracht und montiert. Wir sind also motiviert.

An dieser Stelle auch noch ein großer Dank an die Betreuer, denn unsere Räder sehen quasi wieder aus wie neu.

Nur die besten Grüße aus Tétouan,

Hermann

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