Wer riskiert den Großangriff auf Carapaz?

Nibali hat nichts zu verlieren, Roglic ein bisschen was

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Nibali hat nichts zu verlieren, Roglic ein bisschen was"
Primoz Roglic (Jumbo - Visma, links) und Vincenzo Nibali (Bahrain - Merida) verloren bei der ersten Bergankunft des Giro d´Italia in Ceresole Reale bereits wichtige Zeit, als sie sich gegenseitig beäugten. | Foto: Cor Vos

31.05.2019  |  (rsn) - 1:54 Minuten beziehungsweise 2:16 Minuten liegen Vincenzo Nibali (Bahrain - Merida) und Primoz Roglic (Jumbo - Visma) vor den drei entscheidenden Schlussetappen des Giro d'Italia hinter dem Rosa Trikot von Richard Carapaz (Movistar). Das sind Abstände, die wohl weder mit einem kurzen Antritt auf dem Schlusskilometer einer der beiden Bergankünfte von San Martino di Castrozza oder Monte Avena noch im abschließenden Einzelzeitfahren von Verona am Sonntag alleine aufgeholt werden können.

Diesem Fakt sind sich die Protagonisten der 102. Italien-Rundfahrt bewusst. Nibali und Roglic müssen das in Italien dominierende Movistar-Team ins Wanken und Carapaz mit längeren Attacken richtig in Probleme bringen, wenn sie den Giro noch gewinnen wollen.

"2:16 Minuten in 17 Kilometern, das ist zu viel", bestätigte Roglics Sportlicher Leiter Addy Engels vor den Dolomiten-Etappen. "Primoz muss den Unterschied irgendwo vor dem Zeitfahren von Verona machen." Zwar gilt Roglic auf dem Papier als mit Abstand stärkster Zeitfahrer unter den Giro-Favoriten, doch erstens dürfte der Abstand trotzdem etwas zu groß sein, und zweitens weiß man im Abschlusszeitfahren einer dreiwöchigen Rundfahrt nie: Dort sind die Kraftreserven oft eher ausschlaggebend als die reinen Zeitfahrfähigkeiten. Auf einen garantierten Zeitgewinn von einer Minute, wie viele Giro-Beobachter gerne behaupten, kann Roglic daher nicht unbedingt setzen.

Roglic: Magen hat sich erholt

Gleichzeitig dämpfte Engels aber die Vorfreude auf ein Angriffs-Festival des Mannes in Gelb-Schwarz: "Natürlich würden wir gerne Risiken eingehen, um das Rennen zu gewinnen. Wenn Primoz die Beine dazu hat, würde er das sicher gern tun. Aber wenn er sich am Limit fühlt, werden wir so fahren, dass wir den Podestplatz verteidigen." Schließlich liegt Carapaz-Teamkollege Mikel Landa nur 47 Sekunden hinter seinem Schützling.

Nachdem Roglic in der ersten Giro-Woche schier unschlagbar schien, ist inzwischen der Eindruck entstanden, der Slowene gehe sprichwörtlich auf dem Zahnfleisch und fahre nur noch auf Schadensbegrenzung - wohl auch weil er zuletzt mit Magenproblemen gekämpft haben soll. Der Traum vom ersten Grand-Tour-Sieg ist aber weiter intakt. "Ich fühle mich jetzt viel besser, meine Magenprobleme sind weg. Ich spüre zwar noch ein paar Unannehmlichkeiten durch meinen Sturz, aber wir geben nicht auf. Wir werden auf den letzten Etappen alles geben", so Roglic am Donnerstag nach der eher flachen 18. Etappe selbst. Was "alles geben" in Sachen Taktik am Ende heißt, wird man wohl erst während der Etappen 19 und 20 zu den letzten beiden Bergankünften sehen.

Nibali: "Ich habe nichts zu verlieren"

Für Nibali persönlich hingegen kommt die Variante 'Podestplatz absichern' weniger in Frage. Während für Roglic ein dritter Rang sein erstes Grand-Tour-Podium und so immer noch einen Erfolg bedeuten würde, kann den zweifachen Giro-Sieger von Sizilien nur das Rosa Trikot glücklich machen. "Zweiter oder Dritter zu werden zählt nichts", erklärte er. Dennoch trat auch er auf die Euphoriebremse, was epische Attacken anbelangt.

"Wenn man nicht die Beine dazu hat, ist es sehr schwer, so etwas wie Froomes Attacke (aus dem Vorjahr) zu machen", so der Italiener, als er darauf angesprochen wurde, ob er eine ähnlich verrückte und lange Attacke plane, um den Giro auf den Kopf zu stellen. "So etwas ist sehr riskant, weil man auch komplett explodieren und alles verlieren kann", meinte Nibali. Er müsse schließlich auch an sein Team denken, dass die ganzen drei Wochen hart für ihn gearbeitet habe und dafür zumindest eine kleine Belohnung bekommen sollte. Dann aber ließ er auch diesen Satz noch fallen: "Wir werden sehen. Ich habe nichts zu verlieren."

Mehr Informationen zu diesem Thema

28.10.2019Martens wurmt Roglics verpasster Giro-Sieg

(rsn) - Nach 60 Renntagen beendete Paul Martens vor drei Wochen beim belgischen Eintagesrennen Binche - Chimay - Binche ein Radsportjahr, in dem er sich wieder in den Dienst der Mannschaft gestellt ha

01.08.2019Sieg in der Wallonie: Cimolai kämpft sich aus Lebenskrise

(rsn) - Davide Cimolai (Israel Cycling Academy) hat sich aus einer Lebenskrise gekämpft und ist bei der Tour de Wallonie (2.HC) auch sportlich wieder in die Erfolgsspur zurückgekehrt. Der Italiener

10.07.2019Dumoulins Knieverletzung schlimmer als gedacht

(rsn) - Tom Dumoulins Knieverletzung, die ihn beim Giro d`Italia zum Ausstieg und auch zur Absage der Tour de France zwang, ist schlimmer als befürchtet. Wie die niederländische Zeitung De Telegraa

05.06.2019Wird Lopez für Schlag gegen Zuschauer doch noch bestraft?

(rsn) - Im laufenden Giro d´Italia entging Miguel Angel Lopez (Astana) einer Strafe, als er im letzten Anstieg der Italien-Rundfahrt von einem Zuschauer zu Boden gerissen worden war und diesen deshal

04.06.2019Giro d´Italia 2019: Analyse, Tops & Flops

(rsn) - Im gemeinsamen Podcast von radsport-news.com und meinsportpodcast.de werfen Malte Asmus, Eric Gutglück und Marc Winninghoff einen Blick zurück auf den 102. Giro d’Italia, der mit dem über

04.06.2019Martens: “Movistar hatte immer alles unter Kontrolle“

(rsn) - Zum erhofften Gesamtsieg hat es nicht gereicht, aber Jumbo - Visma scheint auch mit dem dritten Platz von Primoz Roglic beim Giro d’Italia zufrieden zu sein. Routinier Paul Martens etwa, der

04.06.2019Bora - hansgrohe kehrt mit vielen Lorbeeren vom Giro zurück

(rsn) - Mit drei Etappensiegen, dem Maglia Ciclamino sowie einem sechsten Gesamtrang kehrte das deutsche Team Bora - hansgrohe vom 102. Giro d’Italia zurück. Zudem erreichten alle acht Fahrer am

03.06.2019Startet der Giro 2020 im Zwift-Stil?

(rsn) - Seit einiger Zeit kursieren Gerüchte, wonach der Giro d’Italia 2020 mit einem “virtuellen Zeitfahren“, vergleichbar den Zwift-Wettbewerben, beginnen könnte. Möglicherweise handelt es

03.06.2019Gazzetta: Team Ineos will Carapaz´ Gehalt verzehnfachen

(rsn) – Mit Chris Froome und Geraint Thomas hat das Team Ineos die Tour-Sieger der vergangenen vier Jahre in seinen Reihen. Dazu kommen mit den aufstrebenden Egan Bernal und Pavel Sivakov zwei Talen

03.06.2019Cipollini: “Ackermann ist der perfekte Athlet“

(rsn) - Mario Cipollini hält Pascal Ackermann (Bora - hansgrohe) nach dessen Auftritt beim 102. Giro d’Italia für einen potenziellen Mailand-Sanremo-Gewinner. "Ackermann ist der perfekte Athlet un

03.06.2019Roglic empfindet seinen dritten Platz wie einen Sieg

(rsn) - Nach einer grandiosen ersten Giro-Hälfte mit den Siegen in den beiden Zeitfahren und vier Tagen im Rosa Trikot lief bei Primoz Roglic (Jumbo - Visma) seit der 15. Etappe mit dem schlecht orga

03.06.2019Nibali: “Ich habe nichts zu bereuen“

(rsn) - Zwar machte Vincenzo Nibali (Bahrain - Merida) im abschließenden Zeitfahren des 102. Giro d’Italia nochmals deutlich Boden gegenüber Richard Carapaz (Movistar) gut. Die 49 Sekunden, die de

Weitere Radsportnachrichten

05.05.2024Vollering nutzt Rückenwind-Passage zum Vuelta-Triumph

(rsn) – Mit einem weiteren überragenden Auftritt hat Demi Vollering (SD Worx – Protime) die 10. Vuelta Femenina (2.UWT) souverän für sich entschieden. Die 27-jährige Niederländerin schüttelt

05.05.2024Pogacar: ”Die Post wird abgehen”

(rsn) – Der Auftakt zum 107. Giro d’Italia ist atypisch. Einen Tag nach der schweren 1. Etappe, auf der bereits einige Favoriten Federn gelassen haben, steht bereits die erste Bergankunft auf dem

05.05.2024Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 2. Etappe

(rsn) - 176 Profis aus 22 Teams sind am 4. Mai zum 107. Giro d’Italia (2.UWT) angetreten, darunter auch zwölf Deutsche, vier Österreicher, zwei Schweizer und ein Luxemburger. Hier listen wir a

05.05.2024Narvaez sorgt für die nächsten rosa Träume in Ecuador

(rsn) – Fünf Jahre ist es her, dass Richard Carapaz das Radsportland Ecuador mit seinem sensationellen Gesamtsieg beim Giro d´Italia in Rosa gehüllt hat. Nun feiern die Nachbarn der Kolumbianer i

05.05.2024Erste Bergankunft im Zeichen von Pantani

(rsn / ProCycling) – Wie bereits der gestrige Auftakt ist auch diese 2. Etappe verhältnismäßig kurz. Im Gegensatz zu den Vorjahren entschied sich der Veranstalter RCS in der ersten Hälfte der Ru

05.05.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morg

04.05.2024Zocker Schachmann eröffnet den Giro mit Bravour

(rsn) - Im Ziel in Turin war Maximilian Schachmann (Bora – hansgrohe) von den Emotionen überwältigt. Natürlich war er sauer, dass er zum Auftakt des Giro d’Italia so knapp am Rosa Trikot vorbei

04.05.2024Arensman und Bardet müssen schon sehr früh Federn lassen

(rsn) – Riesig waren die Abstände unter den besten Kletterern des Giro d´Italia auf der 1. Etappe rund um Turin nicht. Und doch dürfte das Thema ´Podium in Rom´ für vier Protagonisten nach den

04.05.2024Pogacar verpasst Rosa, setzt aber eine erste Duftmarke

(rsn) – Tadej Pogacar hat mit seinem UAE Team Emirates alles getan, um schon am ersten Tag des 107. Giro d´Italia das Maglia Rosa zu übernehmen. Die Männer in Weiß arbeiteten auf den 140 Kilomet

04.05.2024Highlight-Video der 1. Etappe des Giro d´Italia

(rsn) – Jhonatan Narvaez (Ineos Grenadiers) hat mit seinem Sieg zum Auftakt des 107. Giro d’Italia das erste Rosa Trikot erobert. Der 27-jährige Ecuadorianer setzte auf der 1. Etappe über 140 Ki

04.05.2024Gasparotto: “Max hat das heute clever gemacht“

(rsn) – Viel fehlte nicht und Maximilian Schachmann (Bora – hansgrohe) hätte zum Auftakt des 107. Giro d’Italia für eine dicke Überraschung gesorgt. Der 30-jährige Deutsche musste sich auf d

04.05.2024Highlight-Video der 7. Etappe der Vuelta Femenina

(rsn) – Marianne Vos (Jumbo – Visma) hat bei der 10. Vuelta Femenina ein weiteres Mal ihren Ruf als stärkste Sprinterin untermauert. Die 36-jährige Niederländerin entschied die 7. Etappe über

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)