Tour: Wie die Sprinter 35 Minuten Rückstand

Thomas muss den schwarzen Tag in den Alpen mental verarbeiten

Von Matthias Seng

Foto zu dem Text "Thomas muss den schwarzen Tag in den Alpen mental verarbeiten"
Geraint Thomas (Ineos Grenadiers) im Ziel der 8. Tour-Etappe | Foto: Cor Vos

04.07.2021  |  (rsn) - Kurz vor Primoz Roglic (Jumbo - Visma) erreichte Geraint Thomas (Ineos Grenadiers) am Ende der ersten Alpenetappe das Ziel in Le Grand-Bornand. Das wäre nicht unbedingt eine Schlagzeile wert gewesen, aber beim Blick auf die Platzierungen offenbarte sich die ganze sportliche Dramatik dieses achten Teilstücks der diesjährigen Tour de France.

Der zweimalige Vuelta-Gewinner aus Slowenien wurde auf Rang 175 gelistet, der Tour-Sieger von 2018 war eine Position davor als vierletzter Fahrer im Ziel, das er mit versteinertem Gesicht erreichte. Thomas war schon kurz nach dem Start im ersten, nicht kategorisierten Anstieg dem extrem hohen Tempo zum Opfer gefallen und fand sich schnell mit den Sprintern im Gruppetto wieder, das sich auf den nur 151 Kilometern, die allerdings 3.500 Höhenmeter aufwiesen, 35:01 Minuten Rückstand einhandelte.

“Der Sturz hat mir viel mehr abverlangt, als ich dachte“, erklärte der Waliser gegenüber cyclingnews. Thomas hatte sich im frühen Stadium der 3. Etappe die Schulter ausgekugelt, konnte da aber noch den Schaden in Grenzen halten. Im Zeitfahren des fünften Tages musste er zwar 1:18 Minuten Rückstand auf den schon da überragenden Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) einstecken. Allerdings verbesserte sich der 35-Jährige da noch vom 18. auf den zwölften Rang, ehe am Samstag der große Rückschlag folgte.

“Man kommt immer durch einige Tage und redet sich ein, es wird besser, aber das war eine wirklich harte Etappe. Ein schneller Start, ich war sofort hinten und das war’s. Regen, eine schwere Strecke und vorne fuhren sie den ganzen Tag Radrennen. Ich war vom Start weg in der Verfolgung und es gab keine Möglichkeit, mich zu erholen oder gar zurückzukommen“, fasste Thomas das Geschehen zusammen.

35 Minuten hinter Teuns gemeinsam mit den Sprintern im Ziel

Im Gesamtklassement fiel er nach diesem schwarzen Tag in den Alpen von der 13. auf die 45. Position aussichtslos zurück: 36:03 Minuten beträgt sein Rückstand auf Titelverteidiger Pogacar, der mit einem außerirdischen Ritt über drei Berge das Gelbe Trikot holte und bereits auf der ersten Alpenetappe für die Vorentscheidung in der Gesamtwertung sorgte.

Thomas, der nach seinem Tour-Triumph 2018 im darauf folgenden Jahr hinter seinem Teamkollegen Egan Bernal Zweiter wurde, bleibt dagegen nur die Hoffnung: zunächst einmal darauf, die heutige zweite Alpenetappe zu überstehen - zu der der ebenfalls am dritten Tag gestürzte Roglic übrigens nicht mehr antreten wird - und sich dann am ersten Ruhetag sammeln und sich mit seinem Team neu ausrichten zu können. Schließlich hat auch Richard Carapaz, im Klassement als Sechster bester Ineos-Profi, angesichts von 5:01 Minuten Rückstand auf Pogacar kaum noch eine Chance auf Gelb.

Während der Ecuadorianer zumindest noch um das Podium wird kämpfen können, geht es für Thomas nur noch um einen Etappensieg und darum, die Pleite von Le Grand-Bornand zu verarbeiten. “Ich habe seit Januar wirklich hart gearbeitet und komme dann mit 35 Minuten Rückstand gemeinsam mit den Sprintern an. Das ist nicht wirklich das, was ich wollte und vom Kopf her schwer zu verarbeiten“, sagte Thomas, der sich zumindest seinen Kampfgeist bewahrt hat: “Ich musste viele Opfer bringen, um hierher zu kommen. Aber ich habe eine weitere Etappe überstanden und Sonntag ist ein neuer Tag“, fügte er an.

Mehr Informationen zu diesem Thema

09.12.2021Frau mit “Allez Opi – Omi“-Schild zu einer Geldstrafe verurteilt

(rsn) - Zu einer Geldstrafe von 1200 Euro wurde die Zuschauerin verurteilt, die mit dem Schild "Allez Opi – Omi" bei der vergangenen Tour de France einen Massensturz verursacht hatte. Ein Gericht in

13.10.2021Verursacherin des Tour-Massensturzes vor Gericht

(rsn) – Während am Donnerstag in Paris die Strecke der Tour de France 2022 vorgestellt wird, beginnt in Brest der Strafprozess gegen die junge Frau, die auf der 1. Etappe der diesjährigen Frankrei

23.07.2021Zimmermann kämpfte sich mit Kahnbeinfraktur durch die Tour

(rsn) - Georg Zimmermann (Intermarché - Wanty - Gobert) ist seine erste Tour de France mit einem Kahnbeinbruch zu Ende gefahren, den er sich bereits bei einem Sturz auf der 1. Etappe zugezogen hatte.

21.07.2021Verstärkt Soler ab 2022 die Helferriege von Tour-Sieger Pogacar?

(rsn) - Nach seinem Sturz zum Auftakt der Tour de France, bei dem er sich Frakturen in beiden Ellbogen zuzog, erholt sich Marc Soler nur langsam von den Folgen. “Ich trainiere schon seiteiniger Zeit

21.07.2021Highlight-Video der 108. Tour de France

(rsn) - Vom Grand Départ am 26. Juni in Brest bis zum großen Finale am 18. Juli auf den Champs Élysées: Das Highlight-Video zur 108. Tour de France liefert einen Rückblick auf die 21 Etappen des

20.07.2021Pogacar und UAE Team Emirates auch in Geldranglisten vorn

(rsn) - Tadej Pogacar und sein UAE Team Emirates sind die Großverdiener der 108. Tour de France. Nach seinen Galavorstellungen vor allem in der letzten der drei Wochen kommt der Titelverteidiger auf

19.07.2021Martinez mit Corona infiziert: Olympiastart abgesagt

(rsn) – Wie das kolumbianische Portal Mundo Ciclístico berichtet, hat sich Daniel Martinez mit dem Coronavirus infiziert und wird deshalb nicht wie vorgesehen am Olympischen Straßenrennen am 24.

19.07.2021Krebs, Herzprobleme: Brailsford denkt an Rücktritt

(rsn) – Dave Brailsford, Gründer und Team-Manager von Ineos Grenadiers, hat in einem Interview mit der Tageszeitung The Guardian erklärt, dass ihn massive gesundheitliche Probleme zum Rücktritt

19.07.2021Konrad: “Wir haben zwei von drei Zielen erreicht“

(rsn) – Zum dritten Mal stand Patrick Konrad (Bora – hansgrohe) am Start der Tour de France. Mit seinem grandios herausgefahrenen Sieg auf der 16. Etappe von El Pas de la Casa nach Saint-Gaudens s

19.07.2021Cavendish verpasst alleinigen Rekord und ist dennoch glücklich

(rsn) - Obwohl sein Team Deceuninck - Quick-Step nochmals alles gab, konnte Mark Cavendish eine bis dahin für ihn perfekt verlaufene Tour de France nicht mit dem fünften Etappensieg krönen. Nachdem

19.07.2021Politt jubelte, Rutsch überraschte, Buchmann half

(rsn) - Nach der 108. Tour de France ziehen wir Bilanz von den Vorstellungen der insgesamt zwölf deutschen Starter, von denen nach drei schweren Wochen acht in Paris das Ziel auf den Champs Élysée

19.07.2021Auf den Champs Élysées pokerte Greipel etwas zu lange

(rsn) - In den Jahren 2015 und 2016 holte sich André Greipel zum Abschluss der Tour de France auf den Champs Élysées den jeweils letzten Etappensieg, 2017 musste er sich nur Dylan Groenewegen gesch

Weitere Radsportnachrichten

16.05.2024Girmay kehrt nach Giro-Aus ins Feld zurück

(rsn) – Weniger als zwei Wochen nach seinen Stürzen auf der 4. Etappe, die ihn zum frühen Ausstieg beim Giro d’Italia zwangen, wird Biniam Girmay wieder ins Feld zurückkehren. Wie Intermarché

16.05.2024Milan zieht beim Giro mit “Super-Mario“ gleich

(rsn) - Jonathan Milan ist sportlich auf den Spuren von Mario Cipollini, charakterlich könnte der Unterschied kaum größer sein. “Wiederholen ist wichtig“, sagte der Lidl-Trek-Sprinter nach sein

16.05.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morgen

15.05.2024Jakobsens verkorkster Giro erreicht an der Adria neuen Tiefpunkt

(rsn) – Für Fabio Jakobsen (dsm-firmenich – PostNL) ist der Giro d´Italia 2024 bislang einer zum Vergessen. Der 27-jährige Sprinter hat bei seinem Debüt bei der Italien-Rundfahrt bislang keine

15.05.2024Umbrailpass zu Beginn, steile Rampe zum Schluss

(rsn / ProCycling) – Nachdem sich die Teilnehmer des Giro am Vortag etwas Ruhe gönnen konnten, geht es auf der 16. Etappe mit aller Härte weiter. Die Fahrer werden mit gnadenloser Berggewalt konf

15.05.2024Hellas: Ritzinger verpasst knapp Zeitfahrpodium und Bergtrikot

(rsn) - Beim zweitgeteilten Auftakt der Tour of Hellas (2.1) konnte das deutsche Team Bike Aid keine Spitzenplatzierung einfahren. Dafür freute sich die Konkurrenz aus Österreich, das Team Felt - F

15.05.2024Sarnowski lässt sich von “radikaler Fahrweise“ nicht beirren

(rsn) - Viel hat dem Team Embrace The World zum zweiten Etappensieg in Serie bei der Algerien-Rundfahrt (2.2) nicht gefehlt. Nachdem am Vortag Meo Amann als Ausreißer gejubelt hatte, fuhr sein Teamk

15.05.2024Dünkirchen: Ackermann zu ungeduldig

(rsn) – Pascal Ackermann hat sein erstes Top-5-Resultat nach seiner zweimonatigen Verletzungspause eingefahren. Der Sprinter in Diensten des Teams Israel – Premier Tech wurde auf der 2. Etappe der

15.05.2024Groves: “Das richtige Timing war heute extrem wichtig“

(rsn) – Die drei Ausreißer der 11. Etappe des Giro d’Italia hatten keine Chance. So endete der Tag in Francavilla al Mare mit einem Massensprint, den Jonathan Milan (Lidl – Trek) für sich ents

15.05.2024Highlight-Video der 11. Etappe des Giro d´Italia

(rsn) – Die 11. Etappe des Giro d’Italia endete wie erwartet in einem Massensprint. Jonathan Milan (Lidl-Trek) feierte seinen zweiten Tagessieg bei dieser Rundfahrt und fuhr vor Tim Merlier (Souda

15.05.2024Milan feiert zweiten Etappensieg beim Giro d´Italia

(rsn) - Die 11. Etappe des Giro d’Italia entlang der Adriaküste war für die Sprinter konzipiert. Die erwartete Massenankunft nach 207 Kilometer zwischen Foiano di Val Fortore und Francavilla al Ma

15.05.2024Kretschy verpasst im Bergauffinale knapp die Top Ten

(rsn) – Die Deutsche U23-Nationalmannschaft hat zum Auftakt des fünftägigen Orlen Nations GP (2.NC) knapp einen Top-Ten-Platz verpasst. Während der Däne Kristian Egholm das 135 Kilometer lange

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)
  • Radrennen Männer

  • 4 Jours de Dunkerque / Grand (2.Pro, FRA)
  • Tour d´Algérie (2.2, DZA)