Teamchef von Hrinkow Advarics im Interview

Hrinkow: “An Fehlern arbeiten, statt den Kader auszutauschen“

Von Christoph Adamietz

Foto zu dem Text "Hrinkow: “An Fehlern arbeiten, statt den Kader auszutauschen“"
Das Team Hrinkow Advarics präsentierte sich am Samstag der Veröffentlichkeit | Foto: Eisenbauer

26.02.2023  |  (rsn) - Wenige Tage vor dem Saisonstart in Kroatien präsentierte sich das österreichische Kontinental-Team Hrinkow Advarics am Samstag in Steyr der Öffentlichkeit. Im Interview mit radsport-news.com sprach Teamchef Dominik Hrinkow über die Ambitionen für die kommende Saison, den Wechsel von Rainer Kepplinger in die WorldTour und die drei Deutschen im Aufgebot.

Waren Sie mit der Saison 2022 zufrieden?
Hrinkow: Wir sind mit der letzten Saison sehr zufrieden. Um ehrlich zu sein, überstieg sie unsere Erwartungen. Mit dem Sieg bei der Tour of Malopolska, der Oberösterreich-Rundfahrt und der Gesamtwertung der Radliga in Österreich können wir mehr als zufrieden zurückblicken.

Im Winter hat sich im Aufgebot nur wenig verändert. Ein Indiz dafür, dass Sie mit der Mannschaft sehr zufrieden sind?
Hrinkow: Seit Beginn an haben wir jährlich nur wenig Änderungen im Kader. Uns ist die Beständigkeit wichtig, was den Fahrern auch mehr Sicherheit geben soll. Wenn es mal nicht so läuft arbeiten wir an unseren Fehlern anstatt den Kader auszutauschen.

Mit Rainer Kepplinger haben Sie einen Fahrer in die WorldTour gebracht. Was trauen Sie ihm bei Bahrain Victorious zu?
Hrinkow: Rainer ist vermutlich das größte Talent, das ich in Österreich je gesehen habe. Man hat gesehen, wie er von Rennen zu Rennen dazu gelernt hat. In unglaublich schneller Form. Stark war er schon immer. Mit seinen körperlichen Voraussetzungen traue ich ihm auch in der World Tour einiges zu.

Jonas Rapp konnte dagegen, auch wegen der Verletzungszeit in der zweiten Saisonhälfte, nicht zu einem großen Team aufsteigen.Sind sie froh, dass er Ihrem Team noch erhalten bleibt und Sie nicht gleich zwei Ergebnisfahrer verlieren?
Hrinkow: Jonas ist sehr stark in die Saison gestartet, hatte dann aber Pech mit Krankheit und Verletzung. Den Schritt in die World Tour gönnen wir jedem Fahrer. Jonas hat definitv das Zeug dazu und wird weiterhin unsere volle Unterstützung bekommen. Natürlich freuen wir uns, dass er weiterhin in unserem Team ist. Die World Tour ist unserer Meinung nach noch immer möglich.

Bei der Teampräsentation wurde kurzfristig auch die Verpflichtung des WorldTour-erfahrenen Italieners Edward Ravasi bekannt gegeben. Was bedeutet dieser Transfer für das Team?
Hrinkow: Die Verpflichtung von Edward ist ein Meilenstein in unserer Teamgeschichte. Nun haben wir nicht nur einen Sportlichen Leiter mit World-Tour Erfahrung (Matej Mugerli, d. Red), sondern auch einen Fahrer, der uns mit Sicherheit nochmal weiterhelfen wird.

Worauf haben Sie bei der Auswahl der Neuzugänge Ravasi, Kovar, Rechenauer und Verza besonders geachtet?
Hrinkow: Wir haben uns viele Gedanken gemacht. Nicht nur wie wir den Abgang von Kepplinger kompensieren können. Es war uns auch wichtig zu betrachten, welches Rennprogramm wir fahren und was wir brauchen, um dort erfolgreich zu sein. Im Sprint und auf klassikerähnlichem Terrain haben wir uns deutlich verbessert.

Mit dem 26-jährigen Johannes Rechenauer haben Sie einen dritten Deutschen ins Team geholt. Was kann man von ihm erwarten?
Hrinkow: Johannes hat sich in der Amateurszene mehr als bewährt und wir glauben, dass er gute Chancen auf Konti-Niveau. Er ist bergfest und durch seine Triathlon-Vergangenheit auch stark im Zeitfahren. Ähnlich wie bei Kepplinger werden wir versuchen, ihm in der ersten Saison möglichst viele Ratschläge mit auf den Weg zu geben. Ich bin mir sicher, dass er eine große Stütze für das Team sein wird.

Trauen Sie dem langjährigen Kapitän Rapp mit seinen 28 Jahren noch mal eine Leistungssteigerung zu?
Hrinkow: Jonas fährt auf extrem hohem Niveau. Die letzten zwei, drei Jahre hat er schon bewiesen, wie stark er ist. Wir arbeiten mit externen Partnern zusammen, die ihm an der Seite stehen, um sein volles Potenzial ausschöpfen zu können.

Neben Rapp und Rechenauer ist Timon Loderer der dritte Deutsche im Team. Er fährt schon seit Jahre für Hrinkow. Was macht ihn so wertvoll für das Team?
Hrinkow: Timon ist schon sehr lange bei uns, seit 2018, und mittlerweile ein guter Freund von mir. Er ist ein offener Charakter, weiß sich auch abseits der Rennen in Szene zu setzen und repräsentiert das Team hervorragend nach außen. Er versteht sehr gut die Arbeit und Abläufe im Hintergrund des Teams, hinterfragt Prozesse und versucht, die Mannschaft weiterzubringen. Und er fährt Ergebnisse ein. Was uns natürlich sehr freut.

Wann und wo wir das Team seine Saison beginnen?
Hrinkow: Wir werden mit der Umag Trophy, der Porec Trophy und der Istrian Spring Trophy in die Saison einsteigen. Zeitgleich erfolgt die Tour de Taiwan, wo wir erneut eine Einladung erhalten haben. In Österreich präsentieren wir uns zum ersten Mal beim Bundesliga-Auftakt in Leonding Ende März.

Welche sind die Highlights im Rennkalender?
Hrinkow: Die Tour de Taiwan ist wichtig für uns. Die Rundfahrt ist sehr groß, viele große Firmen und Sponsoren sind vor Ort. Ganz wichtig für uns ist aber auch die Radliga in Österreich. Sie ist extrem hochkarätig und wird immer medienwirksamer. Als Titelverteidiger haben wir natürlich auch die Oberösterreich Rundfahrt ganz dick im Kalender sowie die Tour of Austria.

Was sind die sportlichen Ziele für 2023?
Hrinkow: Im Optimalfall können wir dort anschließen, wo wir letztes Jahr aufgehört haben. 2022 war eine herausragende Saison. Der Kader ist punktuell stärker geworden und ich bin guter Dinge, an die Leistungen nahtlos anschließen zu können. Die Mannschaftswertung der Radliga wollen wir erneut gewinnen. Wir wollen international groß aufzeigen und bei den heimischen Rennen wie Tour of Austria und Oberösterreich Rundfahrt aufs Podest fahren.

Werlcher Ihrer Fahrer könnte einen großen Schritt nach vorne machen?
Hrinkow: Das Zeug für Überraschungen hat jeder. Wir als Team unterstützen so gut es geht die Entwicklung eines jeden Fahrers. Ich persönlich bin auf die Leistungen von Neuzugang Stefan Kovar gespannt. Er hatte eine gute Vorbereitung, fühlt sich wohl und ist extrem motiviert. Er braucht noch etwas Zeit, aber er ist ein Fahrer, der für Aufsehen sorgen wird.

Weitere Radsportnachrichten

13.05.2024Mit Rouvy Grand-Tour-Recon im Wohnzimmer?

(rsn) - Analoge und digitale Welten verschränken sich immer mehr, auch beim Radsport. Auf besondere Weise dreht Rouvy mittlerweile die Schraube weiter. Auf der 2017 von den Brüdern Petr und Jiri Sam

13.05.2024Bergankunft Nr. 3: Kurze Etappe, langer Schlussanstieg

(rsn / ProCycling) – Schon in der ersten Woche des 107. Giro d´Italia hat es Ausreißversuche gegeben, die von Erfolg gekrönt waren. Doch erst die 10. Etappe durch den südlichen Apennin weist ein

13.05.2024Erholter Démare kehrt in Dünkirchen ins Feld zurück

(rsn) – Nachdem er aufgrund von Erschöpfungserscheinungen seine Klassikerkampagne bereits nach Gent-Wevelgem am 27. März hatte beenden müssen, kehrt Arnaud Démare (Arkéa - B&B Hotels) in seiner

13.05.2024Thomas kritisiert Neapels Straßen: “War ein absolutes Gemetzel“

(rsn) – Ein astreiner Massensprint und breite Straßen auf den letzten Kilometern: Auf den ersten Blick war das Finale der 9. Etappe beim Giro d´Italia in Neapel nichts Besonderes. Doch im Peloton

13.05.2024Die letzten Hügel taten Milans Beinen weh

(rsn) – Im vergangenen Jahr musste sich Jonathan Milan in Neapel am Ende der damaligen 6. Giro-Etappe Mads Pedersen geschlagen geben. Damals stand der Italiener noch bei Bahrain Victorious unter Ver

13.05.2024Bringt der Flèche du Sud den erhofften “Bumms“?

(rsn) - Gleich fünf der neun deutschen Kontinental-Teams waren in der vergangenen Woche beim Fléche du Sud (2.2) dabei. In Luxemburg standen sie allerdings zumeist im Schatten ihrer für internatio

12.05.2024Trotz widriger Umstände rast Kooij beim Giro zum ersten Sieg

(rsn) - Die ersten beiden Massensprints des diesjährigen Giro d’Italia (2. UWT) liefen nicht nach dem Geschmack von Olav Kooij und seinem Team Visma – Lease a Bike. Doch die dritte Chance konnte

12.05.2024Krieger bei Sturz auf 9. Giro-Etappe schwer verletzt

(rsn) – Nach einem schweren Sturz im Finale der 9. Etappe musste Alexander Krieger mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus gebracht werden. Wie sein Team Tudor am Abend auf X mitteilte, sei der St

12.05.2024Auch ohne Sieg ist Buchmann ein Gewinner der Ungarn-Rundfahrt

(rsn) – Den Frust über seine Giro-Ausbootung hat Emanuel Buchmann (Bora – hansgrohe) in viel Angriffslust umgewandelt. Nachdem er bereits am 1. Mai bei Eschborn-Frankfurt (1.UWT) mit einer offens

12.05.2024Kooj triumphiert im Sprint-Krimi von Neapel vor Milan

(rsn) – Olav Kooij (Visma – Lease a Bike) hat die 9. Etappe des 107. Giro d’Italia im Massensprint gewonnen. Nach 214 Kilometern mit Start in Avezzano und Ziel in Neapel jagte er auf den letzten

12.05.2024Flèche du Sud: Teutenberg-Team am Schlusstag auf 1-2-3

(rsn) – Der Flèche du Sud (2.2) ist für viele der deutschsprachigen Fahrer und Teams erfreulich zu Ende gegangen. Am Schlusstag feierte Tim Torn Teutenberg mit seinem Team Lidl – Trek Future Ra

12.05.2024Narvaez: “Manchmal klappt es und manchmal nicht“

(rsn) – Rund 30 Meter fehlten Jhonatan Narvaez (Ineos Grenadiers) im Finale der 9. Etappe des Giro d’Italia (2.UWT) – stattdessen ging der Sieg an Olav Kooij (Visma – Lease a Bike). Die letzte

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)
  • Radrennen Männer

  • Tour d´Algérie (2.2, DZA)