Interview

Rohracker: Wir suchen nicht den kurzfristigen Erfolg

30.10.2007  |  (Ra) - Peter Rohracker ist seit 2005 Sportlicher Leiter beim deutschen Drittdivisionär Team 3C Gruppe-Lamonta. Der 41-jährige Rohracker war früher als Teamleiter beim VC Frankfurt Radteam, wo er Talente wie Matthias Friedemann entdeckte und mit zu Lamonta brachte. Dort setzt die Teamleitung nach dem Weggang von Danilo Hondo verstärkt auf die Nachwuchsförderung. Im Interview zieht Rohracker eine positive Bilanz nach dem ersten Jahr und gibt einen Ausblick auf die neue Saison.

Wie beurteilen Sie im „Jahr eins nach Danilo Hondo“ die Veränderungen Ihrer Mannschaft hin zu einem Nachwuchsteam?

Rohracker: Zunächst einmal war die Strukturveränderung nach dem erfolgreichen Jahr 2006 innerhalb des Teams für den neutralen Beobachter schwer zu verstehen. Nach dieser Saison bin ich sicher, dass wir in Abstimmung mit unserem Sponsor Burckhard Kramer nun eine der modernsten Strukturen im Profibereich geschaffen haben. Oft hat man uns in der abgelaufenen Saison als „U23-Team“ bezeichnet, was natürlich ein Irrtum ist. Wir verstehen uns in erster Linie als Ausbildungsstätte für Nachwuchsfahrer bis hin zum Alter von 26 Jahren. Unsere Vorbilder in diesem Bereich sind Teams wie z.B. Chocolade Jacques in Belgien oder Rabobank Continental in den Niederlanden, die seit Jahren eine hervorragende Nachwuchsarbeit im Profiradsport leisten. Auf diese Art beteiligen wir uns auch direkt an der zukünftigen Entwicklung des Radsports in Deutschland. Ich denke, mit den Ansätzen des von der 3C Gruppe ins Leben gerufenen Schulprojekts liegen wir auch voll und ganz im aktuellen Trend.

Wie ordnen Sie die Erfolge Ihres Teams in dieser Saison ein?

Rohracker: Wenn man die Betrachtungsweise verschiebt, sind wir sogar erfolgreicher als in den letzten Jahren. Der Deutsche Meistertitel in der U23-Klasse durch Dominic Klemme, dann dessen 7. Platz bei der Weltmeisterschaften in Stuttgart - das sind Erfolge, die uns viel Sympathien eingebracht haben. Nicht zuletzt waren mit Klemme und Paul Voß gleich zwei Fahrer mit der Nationalmannschaft bei der Tour de l’Avenir, der Zukunftstour. Daneben hatten wir über das ganze Jahr Top-Ten Platzierungen bei UCI-Rennen, sogar in der Hors Categorie (HC), wie bei Rund um Köln oder am Henninger Turm. Ich finde, nach so einer guten Saison darf man sich als Continental-Team sicherlich nicht beschweren. Ein Wagnis war es allerdings dennoch für uns, denn es war spannend zu sehen, ob und wie unser neues Konzept greifen würde.

Wie sehen Sie die Entwicklung junger Fahrer wie Dominic Klemme oder Paul Voß?

Rohracker: Ich denke, beide Fahrer haben das Potenzial, um in absehbarer Zeit in der ProTour auf höchster Ebene fahren zu können, wie übrigens auch noch einige weitere junge Talente unseres Teams. Sinn und Zweck sollte für uns sein, die Fahrer auf diesen Schritt vorzubereiten.

Worauf legt die Teamleitung in der Ausblidung der jungen Fahrer besonderen Wert?

Rohracker: Wir bieten den Fahrern ein gutes, erfahrenes Umfeld und ein gut abgestimmtes Rennprogramm. Die Zusammenarbeit mit den einzelnen Fahrern klappt sehr gut, wie die sportliche Entwicklung von den bereits angesprochenen Dominic Klemme und Paul Voss aber auch eines Sergej Fuchs oder Matthias Friedemann, der sich in Belgien regelrecht zu einem Klassikerfahrer entwickelt hat, zeigt. Wir haben beispielsweise die Wettkampfplanungen mit Schulen, Bundeswehrstellen bzw. Lehrstellen unserer Fahrer koordiniert und abgestimmt. Darüber hinaus war die Zusammenarbeit mit U23-Bundestrainer Bernd Dittert hervorragend. Der wichtigste Punkt für den Erfolg unseres Teams ist vielleicht aber der, dass keinerlei Druck von Sponsorenseite in die Mannschaft getragen wird. Wir können ganz in Ruhe mit unseren Talenten arbeiten und die Entwicklung dieser Fahrer begleiten.

Also alles richtig gemacht?

Rohracker: Wer macht schon alles richtig im Leben? Für das nächste Jahr müssen gerade bei den ganz jungen Fahrern im Team noch striktere Rennplanungen sowie dazu passende Rennpausen geplant werden. Also es gibt immer noch etwas zu verbessern und Stillstand heißt Rückschritt, und das war noch nie die Devise unseres Teams. Wir sind zufrieden als Team, das erfolgreich den Nachwuchs in Deutschland fördert. So werden wir werden im In- und Ausland wahrgenommen. Darauf sind wir auch schon ein bisschen stolz.

Wie gehen Sie mit dem Team die nächste Saison an?

Rohracker: Unsere Zielsetzung gilt auch 2008 den internationalen Wettbewerben. Wir sind der Auffassung, dass wir den jungen Fahrern adäquat zur Nationalmannschaft ein erstklassig abgestimmtes internationales Rennprogramm bieten. Wir suchen keinen kurzfristigen Erfolg, sondern wollen den Fahrern eine natürliche Entwicklung, frei von Zwängen hinsichtlich Klassen- und Alterseinteillungen ermöglichen.

Wie sehen Sie grundsätzlich die Zukunft des deutschen Radsports?

Rohracker: Die Hetzjagd auf den Radsport, die besonders in Deutschland ausgeprägt zu sein scheint, betrübt mich. Allerdings muss man eingestehen, dass der Radsport bzw. dessen „Köpfe“ selbst Schuld sind an dem Ausmaß dieses Dilemmas. Nach den Verschärfungen der Kontrollen sollten die Medien und die Öffentlichkeit dem Radsport jetzt aber auch die Chance geben, den erfolgreich eingeschlagenen Weg umzusetzen. Über die Popularität des Radsports mache ich mir angesichts der immer noch großen Zuschauermassen, besonders an den deutschen Rennstrecken, keine Gedanken. Die wirklichen Fans wissen, wie schön dieser Sport ist.

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