Lippert fällt auf den 8. Platz zurück

Kastelijn gewinnt längste Etappe der Tour de France Femmes

Foto zu dem Text "Kastelijn gewinnt längste Etappe der Tour de France Femmes"
Yara Kastelijn (Fenix – Deceuninck) gewinnt die 4. Etappe der Tour de France Femmes. | Foto: Cor Vos

26.07.2023  |  (rsn) – Eine Fahrerin aus der 14-köpfigen Fluchtgruppe des Tages hat sich am Ende der längsten Etappe der Geschichte der Tour de France Femmes vor den heranstürmenden Favoritinnen gerettet und einen Solosieg eingefahren: Die Niederländerin Yara Kastelijn (Fenix – Deceuninck) feierte nach 177,1 Kilometern von Cahors nach Rodez ihren größten Erfolg auf der Straße - 2019 war sie schon Europameisterin im Cross gewesen. Die 25-Jährige rettete 1:11 Minuten auf Demi Vollering (SD Worx) ins Ziel, die kurz vor der Linie noch die Zweitstärkste der Ausreißerinnen abgefangen hatte, Anouska Koster (Uno-X). Vierte wurde mit Weltmeisterin Annemiek Van Vleuten (Movistar) die vierte Niederländerin.

Über zehn Minuten Vorsprung hatten die Ausreißerinnen noch knapp 50 Kilometer vor dem Ziel, doch auf dem sehr hügeligen Finale schmolz er schnell dahin, weil auch die Favoritinnen das Rennen eröffneten. Besonders aktiv war Lotte Kopecky (SD Worx), die nicht nur ihr Gelbes Trikot verteidigen, sondern auch eine Situation für ihre Teamkollegin Vollering vorbereiten wollte. "Ich versuchte näher zu kommen, damit Demi vielleicht den Anschluss schafft. Das hat leider nicht geklappt, aber sie hat zumindest ein paar Sekunden geholt", erklärte die Belgierin, die auch in die 5. Etappe im Gelben Trikot gehen wird.

Denn eine Minute von ihrem Vorsprung verteidigte sie auf Kastelijn, die sich mit dem Tagessieg gut trösten konnte. "Ich kann das fast nicht glauben. Gestern waren wir schon stolz, heute können wir es umso mehr sein. Das ist unsere beste Tour bislang", strahlte die 25-Jährige und sprach damit direkt ihre Teamkollegin Julie Van de Velde an, der am Vortag gerade einmal 175 Meter auf den Tagessieg fehlten. Nun aber konnten die Frauen von Fenix – Elegant befreit jubeln.

Kastelijn setzte sich an der vorletzten Bergwertung dann von ihren Begleiterinnen ab. Sie hatte noch mehr Kraft, weil sie dank ihrer Teamkollegin Marthe Truyen, die auch unter den 14 Ausreißerinnen war, zuvor keine Tempoarbeit verrichten musste: "Ich glaube, die anderen Fahrerinnen waren daher ein wenig sauer auf mich, aber unsere Betreuer sagten, dass wir nicht hier sind, um Freundschaften zu schließen. Wir haben nun den Sieg und darüber bin ich sehr glücklich."

Wenig Freundschaft schlossen auch Vollering und Van Vleuten, die sich ebenfalls am vorletzten Berg absetzten – aber eben aus dem Feld. Mehr als 30 Sekunden auf die anderen Favoritinnen konnten sie herausfahren, arbeiteten dann aber nicht zusammen und wurden wieder gestellt. Erst auf den letzten Metern erreichten die Favoritinnen dann den Rest der Ausreißerinnen, von denen Koster sogar noch Tagesdritte hinter Vollering wurde.

Die Fahrerin von Uno-X ist auch die neue Bergkönigin der Tour, sammelte mehr Punkte als ihre Kontrahentinnen und trägt morgen das Rot-Gepunktete Trikot. In der Sprintwertung bleibt Kopecky vorne. Die Französin Cedrine Kerbaol (Ceratizit WNT Pro Cycling) verteidigte das Weiße Trikot.

Beste deutsche Fahrerin des Tages wurde Kathrin Hammes (EF Education – Tibco - SVB), die den zweiten Tag in Folge in der Spitzengruppe zu finden war und Neunte wurde. Liane Lippert (Movistar) verlor hingegen ihren zweiten Platz in der Gesamtwertung. Sie kassierte eine Minute auf Vollering und rutschte auf Rang acht im Klassement zurück. Ricarda Bauernfeind ist mit 2:26 Minuten Rückstand auf Kopecky nun 18. Der Gesamtwertung.

So lief die 4. Etappe der Tour de France Femmes:

Am Col de Crayssac (4.Kat.) entbrannte nach 17 Kilometern der Kampf ums Bergtrikot, der zur Bildung der Gruppe des Tages führte. Koster holte sich die zwei Bergpunkte vor Hammes. Gemeinsam mit zwölf Begleiterinnen setzten die beiden sich vom Peloton ab. Zur Gruppe, die zeitweise mehr als zehn Minuten Vorsprung bekam, gehörten Romy Kasper (AG Insurance - Soudal – Quick-Step), Kastelijn, Truyen, Christine Majerus (SD Worx), Lucinda Brand (Lidl – Trek) und die mit 2:21 Minuten Rückstand im Klassement bestplatzierte Ausreißerin Audrey Cordon-Ragot (Human Powered Health).

An der Côte de Falgeyras (4.Kat.), 92 Kilometer vor dem Ziel, holten sich Koster und Hammes erneut die Punkte und es sah so aus, als würde der Tagessieg in Rodez an eine der Spitzenreiterinnen gehen. Das änderte sich nach dem von Kasper gewonnenen Zwischensprint in Rignac mit noch 47 zu fahrenden Kilometern. Während die Einigkeit vorn zu wünschen übrig ließ, wurde hinten das Tempo erhöht.

Auf dem nun hügeligen Parcours griff Mischa Bredewold (SD Worx) mit Elisa Balsamo (Lidl – Trek) an. Auch Bredewolds Teamkollegin Lotte Kopecky probierte es. Es setzte sich niemand nachhaltig ab, doch am Ende der Gruppe stand die Tür auf, eine Fahrerin nach der anderen fiel zurück und der Rückstand des Feldes zur Spitze schmolz rapide. Koster entschied den Bergsprint an der Côte de Colombiès (3.Kat.) erneut vor Hammes für sich. Cordon-Ragot gewann den Bonus Sprint in Limayrac 29 Kilometer vor dem Ziel. Das nur noch gut 20-Fahrerinnen starke Feld hatte sich inzwischen aber auf lediglich vier Minuten Rückstand herangekämpft.

Das Profil der 4. Etappe der Tour de France Femmes | Grafik: ASO

Die Spitzengruppe teilte sich mit noch 21 zu fahrenden Kilometern an der Côte de Moyrazès (2.Kat.). Als beide Gruppen wieder zusammenkamen, griff Kastelijn an. Im Klassement lag die Niederländerin 20 Sekunden hinter Cordon-Ragot, die sich erfolglos auf die Verfolgung machte. Drei Minuten hinter der Spitzenreiterin attackierte Kopecky erneut aus dem wieder etwas größer gewordenen Peloton heraus.

Kastelijn sicherte sich 15 Kilometer vor dem Ziel die Bergpunkte 49 Sekunden vor den ersten Verfolgerinnen und drei Minuten vor Kopecky, die ihrerseits 20 Sekunden Vorsprung auf das Feld verteidigte. Im letzten Anstieg des Tages, der Côte de Lavernhe (3.Kat.), fuhr Kastelijn ihren Jägerinnen weiter weg. Sie überfuhr den Wertungsstrich 1:30 Minuten vor acht Verfolgerinnen und ging solo auf die letzten neun Kilometer. Bei den Favoritinnen griff Movistar kurz vor der Bergwertung an.

Als Demi Vollering (SD Worx) konterte, hatte Annemiek van Vleuten (Movistar) im Gegensatz zu ihrer aus der Spitzengruppe zurückgekommenen Teamkollegin Sheyla Gutierrez große Probleme der Attacke zu folgen. Als die Weltmeisterin den Anschluss schaffte, griff sie sofort an, woraufhin dann Gutierrez zurückfiel. Danach aber arbeiteten Vollering und van Vleuten nicht zusammen und von hinten kamen Kopecky, Juliette Labous (DSM – firmenich), Moolman-Pasio, Katarzyna Niewiadoma (Canyon – SRAM) und Elisa Longo Borghini sowie auch Gutierrez wieder heran.

Auf den welligen letzten Kilometern kam der Sieg von Kastelijn nicht mehr in Gefahr. Die Gruppe der Favoritinnen rollte im Schlusshügel zwar die Verfolgergruppe auf, wobei Koster sich noch lösen konnte. Nur Vollering konnte die Uno-X-Fahrerin übersprinten und richtete sich auf dem Zielstrich mit fragendem Blick auf, als ob sie einerseits den Sieg bejubeln wollte, andererseits aber auch nicht wusste, ob sie tatsächlich gewonnen hatte. Das hatte sie nicht, da Kastelijn bereits seit über einer Minute da war.

Results powered by FirstCycling.com

Mehr Informationen zu diesem Thema

02.08.2023Lippert dämpft WM-Hoffnungen: Kurs zu leicht

(rsn) – Zwei von acht Etappen sind bei der 2. Tour de France Femmes an Fahrerinnen aus Deutschland gegangen: Liane Lippert (Movistar) triumphierte bereits am zweiten Tag in Mauriac, Ricarda Bauernfe

01.08.2023Kopecky: Die Tour als Ausrufezeichen in Richtung WM

(rsn) – Dass Demi Vollering (SD Worx) die Tour de France Femmes gewonnen hatte, überraschte am Sonntag in Pau wohl niemanden. Die 26-jährige Niederländerin befindet sich schon die gesamte Saison

31.07.2023Diese Niederlage brauchte van Vleuten, um ein Champion zu sein

(rsn) - Als Annemiek van Vleuten (Movistar) den Zielstrich in Pau erreichte, stand es quasi fest: Die Titelverteidigerin würde diesmal nicht auf dem Podium der Tour de France landen. Lotte Kopecky (S

31.07.2023SD Worx räumt auch bei den Tour-Preisgeldern ab

(rsn) – SD Worx hat bei der 2. Tour de France Femmes nicht nur sportlich groß abgeräumt, sondern mit großem Abstand auch das meiste Preisgeld kassiert. Das niederländische Team um die Tour-Sieg

30.07.2023Video-Interviews & Reaktionen zur 8. Etappe der Tour Femmes

(rsn) – Die 2. Austragung der Tour de France Femmes ist Geschichte. Mit vier Siegen in acht Etappen war die Mannschaft von SD Worx das erfolgreichste Team und unterstrich das auch mit den Plätzen e

30.07.2023Liste der ausgeschiedenen Fahrerinnen / 8. Etappe

(rsn) - 154 Profis aus 22 Teams sind am 23. Juli in Clermont-Ferrand zur 2.Tour de France Femmes angetreten, darunter auch sechs Deutsche, drei Schweizerinnen sowie je zwei Österreicherinnen und Luxe

30.07.2023Reusser holt Etappe, Vollering und Kopecky mit Doppelsieg im GC

(rsn) – Mit einem 22,6 Kilometer langen Einzelzeitfahren rund um Pau endete die 2. Austragung der Tour de France Femmes. Der Schlusstag stand klar im Zeichen der niederländischen Equipe SD Worx, d

30.07.2023Highlight-Video der 8. Etappe der Tour de France Femmes

(rsn) - Die 2. Tour de France Femmes endete mit einem Schweizer Etappensieg. Marlen Reusser (SD Worx) ist ihrer Favoritenrolle auf der 8. Etappe gerecht geworden und hat das Zeitfahren über 22,6 Kilo

29.07.2023Video-Interviews & Reaktionen zur 7. Etappe der Tour Femmes

(rsn) - Auf der Königsetappe der Tour de France Femmes hat Demi Vollering (SD Worx) zugeschlagen. Mit einer Attacke 5,6 Kilometer vor dem Ziel am Col du Tourmalet schüttelte die Niederländerin all

29.07.2023Vollering strahlt im Nebel des Tourmalet

(rsn) – 2.116 Meter über dem Meeresspiegel lag das Ziel der 7. Etappe der Tour de France Femmes, das Demi Vollering (SD Worx) als Erste erreichte. Die 26-jährige Niederländerin fuhr im 17 Kilome

29.07.2023Highlight-Video der 7. Etappe der Tour de France Femmes

(rsn) – Mit einer unwiderstehlichen Attacke am Tourmalet hat Demi Vollering (SD Worx) die 7. Etappe der Tour de France Femmes gewonnen und das Gelbe Trikot erobert. Die Niederländerin erreichte das

29.07.2023Longo Borghini und Balsamo müssen die Tour beenden

(rsn) – Ohne Sprinterin Elisa Balsamo und Klassementfahrerin Elisa Longo Borghini wird Lidl – Trek die heutige Königsetappe der Tour de France Femmes in Angriff nehmen. Wie das US-Team am Morgen

Weitere Radsportnachrichten

02.06.2024Defekt, Sturz, 2 Minuten Rückstand - Sprintsieg: Klöser gewinnt Unbound

(rsn) – Ein Jahr nach Carolin Schiff hat erneut eine Deutsche das ´Hauptrennen´ der Frauen beim Gravel-Highlight Unbound gewonnen. Die in Kopenhagen lebende Rosa Klöser setzte sich nach 327 Kilom

02.06.2024Morton bezwingt Haga im Sprintduell beim Unbound 200

(rsn) – Lachlan Morton hat das 200-Meilen-Rennen der Männer beim Unbound Gravel in Emporia im US-Bundesstaat Kansas gewonnen. Der in Boulder in Colorado lebende, 32-jährige Australier setzte sich

02.06.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die wic

01.06.2024Malopolska: Felbermayrs Ritzinger landet Ausreißercoup

(rsn) - Felix Ritzinger (Felt - Felbermayr) hat auf der anspruchsvollen 2. Etappe der Tour of Malopolska (2.2) seinen zweiten Saisonsieg eingefahren. Der Österreicher setzte sich nach 148 Kilometern

01.06.2024Rüegg behält Bergtrikot, MYVELO von Virus gebeutelt

(rsn) - Lukas Rüegg (Team Vorarlberg) hat auf der 3. Etappe der Ronde l`Oise (2.2) sein am Vortag errungenes Bergtrikot verteidigt. Aber sein Team Vorarlberg konnte bei der Sprintankunft in Ressons-

01.06.2024BDR-Auswahl “ohne gutes Bein“ bei Friedensfahrt-Königsetappe

(rsn) - Auf der schweren 3. Etappe der Friedensfahrt (2.NC) mit einer sieben Kilometer langen Bergankunft und Ziel in Dlouhe Strane hatte die Deutsche U23-Nationalmannschaft erwartungsgemäß nichts

01.06.2024Unbound: Schiff, Betz, Breuer und Co. jagen den Sieg

(rsn) – Emporia im US-Bundesstaat Kansas ist dieser Tage wieder das Mekka der Gravel-Szene. Auch wenn die UCI-Weltmeisterschaften erst Anfang Oktober in Belgien ausgetragen werden, findet in der 25.

01.06.2024Pogacars Sportdirektor Matxin: “Vingegaard ist der große Favorit“

(rsn) – Genau vier Wochen sind es noch, bis in Florenz die 111. Tour de France beginnt. Läuft bei allen die Vorbereitung bis dahin glatt, so dürfen sich die Fans auf das lang ersehnte Aufeinandert

01.06.2024Große Vorschau auf das 76. Critérium du Dauphiné

(rsn) – Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike) und Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) stehen am Sonntag in Saint-Pourcain-sur-Sioule nicht am Start der 1. Etappe beim Critérium du Dauphiné (2.UW

01.06.2024UAE will Pogacars Tour-Konkurrenten nächsten Dämpfer verpassen

(rsn) – Nach der dominanten Vorstellung von Tadej Pogacar beim Giro d´Italia will das UAE Team Emirates dessen Kontrahenten für die Tour de France beim Critérium du Dauphiné (2.UWT) an den komme

01.06.2024Die Aufgebote für das 76. Critérium du Dauphiné

(rsn) – Am 2. Juni beginnt die 76. Ausgabe des Critérium du Dauphiné mit einer hügeligen Etappe rund um Saint-Pourcain-sur-Sioule. Am Start stehen unter anderem Primoz Roglic (Bora - hansgrohe) u

01.06.2024Jorgenson und Kuss führen Visma beim Dauphiné an

(rsn) – Mit Gesamtsiegen in allen drei Grand Tours war Jumbo – Visma 2023 das Rundfahrtteam schlechthin. Doch nach dem Abgang von Primoz Roglic und den Verletzungen von Jonas Vingegaard und Wout v

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Critérium du Dauphiné (2.UWT, FRA)
  • Radrennen Männer

  • Brussels Cycling Classic (1.Pro, BEL)